eic kyf msh nnz uhz tv nt
Do, 13:25 Uhr
20.10.2016
Deutliches Nein zum Großkreis

Oh wie schön ist Sömmerda!?

Vergangene Woche stellte Thüringens Innenminister seinen Vorschlag für die Gebietsreform der Kreise vor. Nordhausen soll mit dem Kyffhäuserkreis und Sömmerda fusionieren. Im Südharz stieß der Vorschlag auf Ablehnung, im Kyffhäuserkreis kann man sich hier und da mit der Idee anfreunden, aber wie steht man eigentlich in Sömmerda zum Vorschlag des Ministers? Wir haben nachgefragt...

Wappen von Nordhausen, Sömmerda und dem Kyffhäuserkreis (Foto: Wikipedia) Wappen von Nordhausen, Sömmerda und dem Kyffhäuserkreis (Foto: Wikipedia)

Als Innenminister Holger Poppenhäger letzte Woche seinen Vorschlag für Thüringens neue Kreisgrenzen vorstellte, da staunte man im Norden des Freistaates nicht schlecht. Ein Zusammenschluss mit dem Kyffhäuserkreis schien möglich, auch die Eichsfelder Option wurde diskutiert. Die Variante Sömmerda allerdings hatte so ziemlich niemand auf der Karte.

Anzeige symplr
An guten Tagen kann man von Nordhausen aus das Kyffhäusergebirge in der Ferne unschwer erblicken. Man kennt das, Serpentinen, der alte Rotbart, Schloss, Loh-Orchester, "Elefantenklo!". Über die Eichsfelder und ihre Besonderheiten macht man zuweilen Witzchen, andere Male neidet man den Nachbarn den Wohlstand oder hat als Pendler selber Anteil daran.

Aber einmal Hand aufs Herz - was weiß der durchschnittliche Nordthüringer über Sömmerda? Die Gegend im Thüringer Becken ist seit jeher landwirtschaftlich geprägt. Seit der Wende hat man, wie andernorts auch, mit dem Einwohnersschwund zu kämpfen, 1994 lebten hier noch 82.667 Menschen, 2015 sind es nur noch 70.600. Die größte Stadt ist Sömmerda mit rund 19.000 Einwohnern, gefolgt von Kölleda mit knapp 6200 und Weißensee mit rund 3900 Einwohnern.

Stolz ist man auf die Industriebetriebe, die sich hier angesiedelt haben, vor allem Zulieferer für die Automobilindustrie konnten sich etablieren, aber auch die Nachrichten- und Informationstechnik sorgen für Arbeitsplätze. Die Arbeitslosenquote liegt denn auch mit 5,9% nicht eben gerade hoch.

Passt also alles zusammen? Ländlich geprägt, industrielle Infrastruktur, gute wirtschaftliche Entwicklung und, hier müsste aus der Sicht des Nordens wohl Bonuspunkte geben, man ist ganz nah dran an Erfurt.

Die Pläne des Innenministeriums für Nordthüringen seien ein "Reißbrettentwurf fernab jeder Realität", meinte jüngst Nordhausens Oberbürgermeister Zeh. Nun gut, der ist in der CDU, der muss gegen das Rot-Rot-Grüne Prestigeprojekt sein. Aber auch das SPD geführte Landratsamt hat Bedenken, "das kann nicht zusammen gehören", meint Landrat Jendricke. Im Kyffhäuserkreis könnte man sich die Fusion der drei Kreise schon eher vorstellen. Sowohl Sondershausens Bürgermeister Joachim Kreyer (CDU) wie auch Landrätin Antje Hochwind (SPD) konnten dem Vorschlag einiges abgewinnen - der Kyffhäuserkreis wäre verbindendes Element, Sondershausen macht sich Hoffnungen wegen seiner zentralen Lage Kreisstadt bleiben zu können.

In Sömmerda regiert Landrat Harald Henning (CDU), und der findet kein gutes Haar an Poppenhägers Ideen. „Offensichtlich spielte bei dieser Entscheidung der Landesregierung Partei- und Koalitionspolitik eine größere Rolle als die Sacharbeit im Interesse der Bürgerinnen und Bürger“, so die Kritik des Landrates. „Wir beteiligen uns in der jetzigen Situation nicht mehr an Diskussionen. Die Landesregierung hat im sogenannten Abstimmungsprozess zuvor eindrucksvoll belegt, dass es ihr nicht um einen konstruktiven Austausch, sondern um das Durchdrücken politisch motivierter Ziele geht“, erklärte Harald Henning.

Wenn Innenminister Poppenhäger angibt, man habe sich von den traditionellen Beziehungen und Verkehrsverbünden leiten lassen, so sei das an Realitätsferne kaum zu übertreffen, betont Sömmerdas Landrat. Ein Zusammenschluss der drei Kreise widerspreche den bestehenden Industrie- und Handwerksbezirken, gegen die derzeitige Planungsregion und gegen den Sparkassenbereich Mittelthüringen. Außerdem würde die Umstrukturierung Probleme in der Versorgung der Bevölkerung im Katastrophen- und Brandfall sowie bei der dringenden Medizinischen Hilfe mit sich bringen. Im Moment gehört der Landkreis zur Rettungsleitstelle Erfurt.

Historisch sei man in Sömmerda eher Richtung Erfurt und Weimar ausgerichtet, man werde sich gegen die Zerschlagung der Region Mittelthüringen wehren, so Henning. Wenn die Gebietsreform in der vorgeschlagenen Form komme, so würde der "vor allem ländlich geprägte und industriell bedeutende Landkreis Sömmerda" abgehängt werden, befürchtet der Landrat.

Genauso wie sein Amtskollege Matthias Jendricke im Landkreis Nordhausen beabsichtigt Landrat Harald Henning im nächsten Kreistag am 9. November eine Beschlussvorlage einzubringen, in deren Ergebnis er legitimiert ist, als Landkreis gegen das Vorschaltgesetz zu klagen.

„Diese Vorgehensweise richtet sich in keiner Weise gegen die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Nordhausen und des Kyffhäuserkreises. Ich stimme mit Matthias Jendricke überein, dass die Einwohner beider Landkreise keine wirtschaftlichen, planungsseitigen, traditionellen und infrastrukturellen Verbindungen und Gemeinsamkeiten haben. Diese sind jedoch mit Erfurt und Weimar vorhanden“, betont Landrat Harald Henning.

Die Kritik an den Plänen der Regierung ist weithin hörbar. Ob der Widerstand in Nordhausen und Sömmerda auch Früchte tragen wird, bleibt abzuwarten. Oberbürgermeister Zeh zeigte sich im gestrigen Hauptausschuss skeptisch: "Nach aller Erfahrung, die ich in den 25 Jahren im politischen Geschäft gemacht habe, gehe ich davon aus, dass an den Plänen nichts mehr geändert wird"
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
RaWu
20.10.2016, 14.54 Uhr
Was würde denn passieren, wenn
die Landkreise und Kommunen nicht mitmachen und den Ministerbeschluß ignorieren?
Sowohl LR als auch OB sind an die Beschlüsse des Kreistags bzw Stadtrat gebunden. Wenn die nicht wollen?
N. Baxter
20.10.2016, 15.22 Uhr
totale Verweigerung
Stell dir vor es ist Krieg, ähhh GEBIETSREFORM und keiner geht hin....
U. Alukard
20.10.2016, 15.46 Uhr
Augenwischerei,
von wegen Bürgerbeteiligung, siehe NNZ vom 08.08.16: http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=195508#57798

Ab Ende Oktober sollte eine umfangreiche Planung in Gang kommen, unter Beteiligung der Bürger?
Wer will schon einen rund 80 km langen Landkreis?

RRG will nur schnell noch Scherben machen bevor sie nie wieder etwas zu sagen haben werden, im Grunde kein anderes Verhalten als wir es von der CDU kennen!

Eigentlich ist mir egal ob ich nach Sondershausen zur Zulassungsstelle fahre, aber freuen würde ich mich auf die zukünftige Bedeutungslosigkeit des Nordhäuser Klüngels!

Einen OBER-Bürgermeister brauchte RAND-Gemeinde Nordhausen dann auch nicht mehr, also Herrn Jendricke würde ich dann auf keinen Fall meine Stimme geben!
Er wäre dann kein Landrat mehr und würde sicher auch kein OB.
Eine Bürgermeisterin haben wir ja schon!!!
Nur das neue KFZ Kennzeichen würde mich dann schon interessieren:
S K Y
war schon im Gespräch - TOLL(HAUS)!!!
milfhunter
20.10.2016, 15.54 Uhr
wo rohe kräfte sinnlos walten...
diesen satz hatte mir meine oma immer um die ohren gehauen, wenn ich mist gebaut habe, und natürlich hatte sie recht! aber anscheinend haben herr poppenhäger und seine speichellecker keine oma, die ihnen sagt, dass sie mist gebaut haben, oder sie haben eine und schalten auf durchgang? dieser innenminister ist so arrogant und unfähig, dass er glatt bundesminister werden könnte. auf so einen haben die merkels und gabriels in berlin sicherlich gewartet. ich kann nur hoffen, dass dieser spuk bald ein ende hat und die kommunalen spitzenverbände endlich ihre macht gebrauchen, um uns vor dem schlimmsten zu bewahren. vor allem hoffe ich, dass unsere landtagsabgeordneten aus dem landkreis aufhören, die vaterlandslose zerstörungspolitik dieses hessischen parteibonzen bedingungslos mitzutragen. wenn ich frau becker oder frau keller wäre, würde ich mich jetzt nicht mehr auf die straße trauen.
RaWu
20.10.2016, 16.21 Uhr
Sie haben Mitteldorf vergessen.
Obwohl...ob die die Tragweite erfasst hat?
Frau Keller wollte als Stellvertreterin der SED-Kreisleitung sowieso die BRD bekämpfen. Bis zum letzten Augenblick hat Sie das am Grünen Tisch durchgezogen. Nun versucht Sie es eben im Kleinen, bei einem Bundesland. Kaputtmachen und ausnehmen. Klappt doch tadellos mit den Gehilfen der SPD.
Von Frau Becker habe ich noch nix gehört. Die will wohl lieber die Klappe halten, um den Landeslistenplatz nicht zu gefährden.

...und Ramelow ist ein Ex-Gewerkschaftsfunktionär und bekennender Legastheniker. Eventuell konnte er das Vorschaftgesetz einfach nur nicht lesen und wäre erschüttert, falls er jemals die Wahrheit erführe...
elektriker
20.10.2016, 17.03 Uhr
Was Sömmerda hat???
Dort gibt es was ganz besonderes " Eine Brücke ins Nirgendwo". Diese kann man betreten,hat also einen Nutzen. Mit den geistigen Ergüssen unserer,"alles zum Wohl der Menschen( wähler) zu tun", Äh sprich Volksverträter hat dieses Bauwerk nichts zu tun. Vielleicht wäre das mal eine Option für unsere Abgeordneten dort hört sie keiner. Es kann ja sein es fällt denen was ein. Abgeordnete sollten sich in der Realität ,Volksnähe, befinden und nicht nur Steuergelder verbrennen.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr