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Di, 08:43 Uhr
14.03.2017
Aus dem Vereinsleben

Land unter vor 70 Jahren

Land unter vor 70 Jahren (Foto: Andreas Schmölling) Land unter vor 70 Jahren (Foto: Andreas Schmölling)
Das März-Hochwasser von 1947: Wassermassen der Unstrut verheerten vor siebzig Jahren Städte, Dörfer und Ländereien. Dazu ein Rückblick vom Heimatverein ARATORA, Artern...

Der Umwelthistoriker Dr. Mathias Deutsch aus Erfurt erinnert nachstehend an eine Naturkatastrophe, an die sich noch viele Ältere erinnern werden: Vor siebzig Jahren, zwischen dem 12. und 20. März 1947, wurden Teile Mitteldeutschlands – darunter auch Gebiete an der Unstrut – von einer schweren Überschwemmung heimgesucht. Nach dem kalten und schneereichen Winter 1946/47 setzte Anfang März starkes Tauwetter ein und bald darauf traten die Fließgewässer über ihre Ufer.

Standen zunächst nur kleinere Wiesen- und Ackerflächen unter Wasser, spitzte sich im Raum Artern die Lage aufgrund ergiebiger Regenfälle am 13. März immer mehr zu. Viele Dörfer, so zum Beispiel Sachsenburg, Oldisleben, Schönfeld und Ritteburg, waren in Teilen von einer Überflutung bedroht. Hier – wie auch in anderen Ortschaften des Unstrut-Tals – mussten Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren und Polizisten zum Einsatz kommen, um die Einwohner bei der Evakuierung von Tieren, Hausrat und Futtermitteln zu unterstützen.

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Zudem waren Deiche zu sichern. Doch nicht immer gelang es, ein Überströmen zu verhindern. Vor allem am späten Abend des 13. März sowie im Verlauf des Folgetags mussten sich vielerorts die Helfer von den Deichen zurückziehen und verzweifelt mit ansehen, wie sich die Wassermassen über den Deich ergossen und schließlich in bewohnte Gebiete vordrangen. Aber auch an den Unstrut-Wehren sowie an Stegen und Brücken kamen Helfer mit langen Stangen, Haken und Beilen zum Einsatz, um den freien Wasserabfluss zu gewährleisten. Oftmals gestaltete sich die Arbeit sehr gefährlich, weil vor allem der starke Eisgang auf der Unstrut Probleme bereitete. Nicht immer gelang es, die in sich verkeilten Schollen vor den Brücken zu lösen und es kam zum Rückstau bzw. Einsturz der Bauwerke.

In Schönfeld beschädigten beispielsweise große, bis zu einem halben Meter dicke Eisschollen drei sog. „Eisbrecher“ an der Brücke. Glücklicherweise hielt sie dem Druck der anströmenden Wasser-Eis-Massen stand. – Nachdem sich die Hochwasserlage am 21./22. März 1947 langsam entspannt hatte, setzten die Aufräumarbeiten ein.


In den Dörfern mussten in Hunderten Häusern Schlamm und Unrat aus den Wohnräumen transportiert werden. Außerdem waren die vom Eis und Wasser stark beschädigten Scheunen und Ställe bis zur umfassenden Sanierung notdürftig zu sichern. Manche Häuser konnte man jedoch nicht mehr retten. Waren sie nicht bereits unmittelbar beim Hochwasser eingestürzt (wie z. B. drei Wohngebäude in Schönewerda, darunter das Haus von Schuhmacher Karl Schatz), verfügten die Ämter aus baupolizeilichen Gründen bis Ende Mai 1947 den Abriss. – Neben den großen Schäden und Verlusten in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden fiel auch die Schadensbilanz im Bereich der Landwirtschaft katastrophal aus. Viele Bauern verloren aufgrund überschwemmter Scheunen fast die gesamten Futter- und Saatgutvorräte.

Im Unstrut-Tal standen ihre Wiesen- und Ackerflächen tief im Wasser. Somit bestand für die Landwirte keine Chance, die Wintersaat zu retten. Mieten, in denen Kartoffeln, Rüben und andere Futtermittel lagerten, hatte die Flut z. T. fortgeschwemmt. Wie hoch das „Wasserstein“ an der Straße Ritteburg-Gehofen. Zusammen mit Kennzeichnungen für die Flutkatastrophen von 1871 und 1946 mahnt das Kleindenkmal, stets respektvoll mit dem Element Wasser umzugehen. – Unser Bild zeigt Müller Fritz Bechstedt senior während des Hochwassers vom März 1947 bei der Prüfung der Höhe des Wasserspiegels in der Mühle Sachsenburg an der Unstrut (Sammlung Ingrid Noack, Heldrungen).

Andreas Schmölling
Heimatverein ARATORA, Artern
Autor: khh

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