So, 12:45 Uhr
16.04.2017
Hamlet feiert Premiere
Sein oder nicht sein
Der Vater ermordet, die Mutter im Bett mit dem eigenen Onkel und mutmaßlichen Mörder, eine Geliebte die ihn abweist - das Schicksal meint es nicht gut mit dem dänischen Prinzen. Shakespeares blutige Tragödie haben sich jetzt die Nachwuchsschauspieler des Theaterjugendclubs vorgenommen...
Theresa Köcher, Sarah-Lucy Ertelt, Mauricio Kruse, Lars Englert als Schauspieltruppe
Wenn der Geist des toten Vaters danach verlangt gerächt zu werden, würde man heute wahrscheinlich schleunigst den Weg zum Therapeuten aufsuchen. Dem jungen Prinzen Hamlet ist nicht zu helfen, der Tod des Vaters und der scheinbare Verrat von Mutter und Onkel verbunden mit der schönen Ophelia, der es der Vater verboten hat ihre Zuneigung zum Thronerben zu zeigen, schicken Hamlet auf eine mentale Talfahrt in die Abgründe des Wahnsinns.
Gerade diesen Aspekt der Shakespear'schen Tragödie zollt die Intepration des Nordhäuser Theaterjugendclubs besonderen Tribut. Julian Krettek schafft es einen zunehmend erratischen, verstörenden und zuweilen offen psychotischen Hamlet zu zeigen. Polonius, gespielt von Maximilan Iser, kann ebenfalls glänzen und auch Yael Kolb als König und Anna-Lena Dazer als Ophelia hauchen ihren Charakteren besonders viel leben ein.
Wenn es einen Kritikpunkt am "Hamlet" des Theaterjugendclubs geben kann, dann der das die Stimmen der jungen Schauspieler zuweilen nicht in den Raum tragen und hin und wieder schwer zu verstehen sind. Verbunden mit der klassischen Sprache Shakespear'scher Werke hat man als Zuschauer in diesen Momenten seine Mühe dem gesprochenem Wort zu folgen.
Julian Krettek und Anna-Lena Dazer als Hamlet und Ophelia (Foto: Michael Caspari) Dem muss man entgegenhalten, dass es Laien sind, die sich hier auf die große Bühne trauen und sich am dänischen Prinzen versuchen. Das minimalistische Bühnenbild und die einfache Kostümierung erlauben zudem eine Konzentration auf das Wesentliche, was die Handlung wiederrum nachvollziehbarer macht. Hin und wieder wird das Stück bis in die Mitte des Publikums getragen - ein Steg reicht auf das Parkett.
Außerdem erlauben sich die Jugendlichen die eine oder andere kreative Abkürzung des Stückes, was dem ganzen nicht nur mehr Dynamik verleiht, sondern auch bei Kennern der Materie für erfreuliche Überraschung sorgt. Zum seinem berühtem Monolog von der Frage nach dem "Sein oder nicht sein" setzt Hamlet immer wieder an, kann ihn aber nie ganz zu Ende bringen, da er immer wieder, glaubwürdig, unterbrochen wird. Auch die Totengräberszene bleibt nicht stehen wie gehabt und gibt der Jugend Raum, dem alten Stoff mehr Farbe zu verleihen.
Wer Theater auch dann wertschätzen kann, wenn es Laien sind, die auf der Bühne stehen, für den lohnt sich ein Besuch des "Hamlet" in jedem Fall. Und das nicht nur wegen des zeitlos guten Stückes. Dem Theaterjugendclub gelingt eine moderate Gratwanderung zwischen moderner Interpretation und klassischem Inhalt, sodass sowohl Traditionalisten wie auch avantgardistischer geprägte Naturen zufrieden sein dürften.
Die nächste Vorstellung wird man am 14.05. und am 16.05. sehen können, jeweils um 18 Uhr.
Angelo Glashagel
Autor: redTheresa Köcher, Sarah-Lucy Ertelt, Mauricio Kruse, Lars Englert als Schauspieltruppe
Wenn der Geist des toten Vaters danach verlangt gerächt zu werden, würde man heute wahrscheinlich schleunigst den Weg zum Therapeuten aufsuchen. Dem jungen Prinzen Hamlet ist nicht zu helfen, der Tod des Vaters und der scheinbare Verrat von Mutter und Onkel verbunden mit der schönen Ophelia, der es der Vater verboten hat ihre Zuneigung zum Thronerben zu zeigen, schicken Hamlet auf eine mentale Talfahrt in die Abgründe des Wahnsinns.
Gerade diesen Aspekt der Shakespear'schen Tragödie zollt die Intepration des Nordhäuser Theaterjugendclubs besonderen Tribut. Julian Krettek schafft es einen zunehmend erratischen, verstörenden und zuweilen offen psychotischen Hamlet zu zeigen. Polonius, gespielt von Maximilan Iser, kann ebenfalls glänzen und auch Yael Kolb als König und Anna-Lena Dazer als Ophelia hauchen ihren Charakteren besonders viel leben ein.
Wenn es einen Kritikpunkt am "Hamlet" des Theaterjugendclubs geben kann, dann der das die Stimmen der jungen Schauspieler zuweilen nicht in den Raum tragen und hin und wieder schwer zu verstehen sind. Verbunden mit der klassischen Sprache Shakespear'scher Werke hat man als Zuschauer in diesen Momenten seine Mühe dem gesprochenem Wort zu folgen.
Julian Krettek und Anna-Lena Dazer als Hamlet und Ophelia (Foto: Michael Caspari) Dem muss man entgegenhalten, dass es Laien sind, die sich hier auf die große Bühne trauen und sich am dänischen Prinzen versuchen. Das minimalistische Bühnenbild und die einfache Kostümierung erlauben zudem eine Konzentration auf das Wesentliche, was die Handlung wiederrum nachvollziehbarer macht. Hin und wieder wird das Stück bis in die Mitte des Publikums getragen - ein Steg reicht auf das Parkett.
Außerdem erlauben sich die Jugendlichen die eine oder andere kreative Abkürzung des Stückes, was dem ganzen nicht nur mehr Dynamik verleiht, sondern auch bei Kennern der Materie für erfreuliche Überraschung sorgt. Zum seinem berühtem Monolog von der Frage nach dem "Sein oder nicht sein" setzt Hamlet immer wieder an, kann ihn aber nie ganz zu Ende bringen, da er immer wieder, glaubwürdig, unterbrochen wird. Auch die Totengräberszene bleibt nicht stehen wie gehabt und gibt der Jugend Raum, dem alten Stoff mehr Farbe zu verleihen.
Wer Theater auch dann wertschätzen kann, wenn es Laien sind, die auf der Bühne stehen, für den lohnt sich ein Besuch des "Hamlet" in jedem Fall. Und das nicht nur wegen des zeitlos guten Stückes. Dem Theaterjugendclub gelingt eine moderate Gratwanderung zwischen moderner Interpretation und klassischem Inhalt, sodass sowohl Traditionalisten wie auch avantgardistischer geprägte Naturen zufrieden sein dürften.
Die nächste Vorstellung wird man am 14.05. und am 16.05. sehen können, jeweils um 18 Uhr.
Angelo Glashagel
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