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Do, 07:22 Uhr
27.04.2017
Feuerwehralltag im Kyffhäuserkreis

Mit dem Traktor zum Einsatzort

Es gibt hin und wieder die schönen Bilder, wenn sich die lokale Politprominenz mit Fördermittelbescheiden vor rote Feuerwehrfahrzeuge stellt und dann noch vom zuständigen Minister oder Staatssekretär flankiert wird. Das sind die Momente für die Medien, doch an der Basis sieht das nicht immer so wunderschön aus...

Müssen die Kleinberndtner mit einem Traktor zum Brandort fahren? (Foto: privat) Müssen die Kleinberndtner mit einem Traktor zum Brandort fahren? (Foto: privat)

Die Feuerwehr-Basis, das ist zum Beispiel die Freiwillige Feuerwehr in Kleinberndten. Deren einziges Einsatzfahrzeug, ein LO aus dem Jahr 1978, ist 42 Jahre alt und tat bis Februar dieses Jahres seinen Dienst. Die Technik der Zittauer Automobilbauer galt und gilt eigentlich als unkaputtbar, aber nach mehr als vier Jahrzehnten kann man bei diese Aussage schon mal ein "Auge zudrücken".

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Also wurde der LO Anfang Februar in eine Werkstatt nach Nordhausen gebracht. Wer da dachte, es gebe nun ein Ersatzfahrzeug für die Kleinberndtner Wehr, der täuschte sich. Vielmehr sollten sich die Kameraden auf die Nachbarn in Immenrode und Großberndten verlassen. Auf die ist auch Verlass, doch nie und nimmer können die Nachbarn in einem "Ernstfall" die gesetzlich vorgeschriebene Einsatzgrundzeit von 10 Minuten einhalten. In Kleinberndten ist man deshalb nun besonders wachsam im Umgang mit Feuer und ähnlichem.

Die kurze Zeit der Reparatur von zwei Monaten hatte man glücklicherweise überbrückt. Am 13. April wurde das reparierte Fahrzeug aus der Werkstatt in Nordhausen geholt. Allerdings: die Fahrt währte lediglich 14 Kilometer, dann erlitt der Motor einen Schaden und der LO kehrte in die Werkstatt zurück.

Das alles klingt eigentlich wie eine Geschichte aus einem Lehrbuch des Unterrichtsfaches Geschichte. Für die Kameraden in Kleinberndten ist das aber nur ein Bruchteil ihrer täglich zu erlebenden Feuerwehrwelt. Selbst wenn der LO wieder irgendwann einmal zurückkehren könnte, dann müssten die Feuerwehrleute bei einem Einsatz zwischen den Geräten sitzen, Anschnallgurte sollen nicht vorhanden sein, die Pumpe ist 35 Jahre alt, eine Motorsäge wurde privat beschafft, Besen und Schaufeln stammen aus privaten Beständen.

Hier kann der Nachwuchs an einer 35 Jahre alten Pumpe üben. (Foto: privat) Hier kann der Nachwuchs an einer 35 Jahre alten Pumpe üben. (Foto: privat)

Auch der größte Teil der Uniform ist veraltet, teilweise sogar kaputt. Ein Kamerad wartet seit drei Jahren auf seine Einsatzstiefel. Seit einem Jahr nun läuft Regenwasser in die Fahrzeughalle und in dieser hygienisch einwandfreien Atmosphäre müssen sich die Männer dann auch noch umziehen.

Nach Kleinberndten kam bislang noch kein Minister oder Staatssekretär. Warum auch, denn hier ist die Basis. Hier gibt es keine Fotos zu verbreiten und keine Fördermittelbescheide zu übergeben. Aber auch das ist der Feuerwehralltag Thüringens im Jahr 2017.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Micha123
27.04.2017, 11.09 Uhr
Missstände bei der Feuerwehr Sondershausen
Sehr guter Artikel Herr Greiner, welchen ich selbst genau so vertreten kann.
Stellt sich mir die Frage, warum ist das in Kleinberndten so?
Sicherlich ist es kein Einzelfall. Aber, wenn ich mir Kleinberndten ansehe, so ist es der Ort, welcher von der Kernstadt Sondershausen am weitesten entfernt ist.
Vielleicht sollte man in Sondershausen nicht das Rathaus sanieren, sondern einen großen Turm aufstellen, damit die Verantwortlichen sehen, wenn es irgendwo Rauchzeichen gibt und sich so die Ortsteile melden. Anders wird es wohl nicht möglich sein, dass sich die vielen Ortsteile bemerkbar machen und man endlich etwas gegen solche Missstände unternimmt.

Vielleicht wäre es für den Ort Kleinberndten besser, wenn man im Zuge der Gebietsreform zum Beispiel mit zu den Orten Ober- und Niedergebra geht...
Aber ob das hilft? Dies steht in den Sternen.

Fakt ist, wenn man richtig hinterher wäre, sprich also die Verwaltungen der Stadt und des Kreises sich einsetzen würden, so würde sich mit Sicherheit ein Ersatz finden. Es muss ja kein Neufahrzeug sein aber wenigstens Einsatztechnik, auf welche man sich immer verlassen kann.
Rainer Scheerschmidt
27.04.2017, 12.01 Uhr
Schnelles Handeln der Politiker ist erforderlich
Es läuft einem ein Schauer über den Rücken beim Lesen des Berichts. Solche,wie die geschilderten Mißstände, müsssen so schnell als möglich abgestellt werden. Dafür sollten die Politiker aller Ebenen einstehen.
Auch kleine Gemeinden haben ein Recht auf eine funktio-nierende Feuerwehr.
Es ist ein Unding sich einfach mit den bestehenden Tatsachen abzufinden, es muß und ich sage bewußt, es muss, hier eine schnellste Lösung geben. Zur Beseitigung des Missstandes müssen finanzielle Mittel los geeist werden, auch wenn es zu Ungunsten einiger Prestigeobjekte in Sondershausen und dem Kyffhäuserkreis geht.
Was nutzt ein Geolift auf dem Kyffhäuser, wenn der Brand-schutz auf einfachsten Niveau nicht gesichert ist?
Den Kameraden der Feuerwehr kann man nur Hochachtung zollen, wenn sie trotz aller dieser Widrigkeiten ihre Aufgaben erfüllen, oder ohne Fahruzeug zu erfüllen versuchen. Danke an die Kameraden der Feuerwehr.
Rainer Scheerschmidt
Micha123
27.04.2017, 13.56 Uhr
Schnelles Handeln von Politik und Verwaltung
Da kann man von Glück reden, dass sich die Kameraden aus noch unter solchen Umständen bemühen und versuchen stehts ihr Bestes zu geben.
Feuerwehr ist eine Pflicht-Aufgabe der Kommune. Von daher kann man überhaupt nicht verstehen, wie es hier soweit kommen konnte. Und wie ich bereits schrieb, das kein Einzelfall in Kleinberndten. Sondern in vielen anderen Orten gibt es ähnliche Probleme. Vielleicht kann ja können nnz oder kn einmal eine Reportage-Reihe über die Wehren und der Ausrüstungen usw. der Region starten.

Einfach zu sagen, es wäre kein Geld da - das kann nicht sein. Wie Herr Scheerschmidt bereits schrieb, so müssen hier sofort Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Wenn es die Stadt nicht alleine stemme kann, da müssen Kreis, Land oder Bund Gelder geben. Wenn es als Beispiel um die Flüchtlingshilfe geht, so werden auch sofort alte, runtergekommene Schulen saniert und zu Wohnunterkünften umgebaut. Niemand kann also sagen, dass da kein Geld für die Feuerwehren da ist. Man muss sich nur bemühen.

Ich habe das Gefühl, dass sich dann jetzt in Kleinberndten endlich was tun wird. Ich kann es nur begrüßen! Aber ich sehe auch schon, wie sich dann vor der Bundestagswahl im September irgendwelche Politiker damit brüsten und abbilden lassen, wie sie den Kameraden geholfen haben. Im Wahljahr wird man dann plötzlich aufmerksam...

Übrigens gibt es im Internet viele Seiten, wo man gebrauchte Feuerwehrtechnik kaufen kann. Zum Beispiel http://www.feuerwehr.de/markt
Es muss ja kein neues Fahrzeug sein, welches im 6-stelligen Bereich kostet.
Es gibt gut erhaltene TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser) im unteren 5-stelligen Bereich.
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