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Mo, 10:19 Uhr
26.06.2017
Ein Jahr "Peterklasse"

Große Hürden, ansehnliche Erfolge

Vor gut einem Jahr waren sie in die Ausbildung gestartet, jetzt haben die Auszubildenden der "Peterklasse" ihre ersten Zeugnisse erhalten. Das Pilotprojekt hatte im vergangenen Jahr über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt, Ministerpräsident Ramelow war auch heute wieder da um zu gratulieren...

Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: nnz) Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: nnz)

Die Hürden waren keine geringen, für alle Beteiligten. Da war natürlich die Sprache. Deutsch sollten sie im Betrieb und natürlich in der Berufsschule lernen. Bekanntermaßen ist die deutsche Sprache keine einfache, schon gar nicht wenn man mit Fachtermini aus dem Fahrzeugbau konfrontiert wird. Übersetzungen ins Arabische halfen nur bedingt, schließlich sind auch mehrere Eritreer in der Klasse und auch Englisch habe nicht viel weiter geholfen, berichtete Fachlehrer Rainer Sturm, stattdessen verlegte man sich auf praktisches, man habe viel gezeigt und am Objekt erläutert.

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Auch an der Pünktlichkeit habe man zu Beginn arbeiten müssen, erzählte Helmut Peter, und war trotz der anfänglichen Schwierigkeiten sichtlich stolz auf "seine" Jungs. Der Unternehmer hatte das Projekt im Frühjahr 2016 angeschoben, ein paar Wochen konnten die Geflüchteten aus dem Irak, Eritrea und Syrien ihren Willen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, schließlich hieß es "Schulbank drücken". Unterstützung kam von der Politik und Aufmerksamkeit von den Medien.

Das technische sei gar nicht so schwer gewesen, erzählte Faheed, einer der Azubis. Viel größere Schwierigkeiten habe ihnen Sozialkunde bereitet, die ganze Politik sei kompliziert gewesen. Bestanden haben sie alle, manche mit "gut" die meisten mit "befriedigend". Kein schlechtes Ergebnis für ein paar junge Männer, die vor einem Jahr ihre Schwierigkeit hatten Deutsch überhaupt zu verstehen. Man habe keinerlei gesonderten Maßstäbe angelegt, sagte Lehrer Sturm, in der Bewertung sei alles so gelaufen wie bei deutschen Schülern auch. Vor allem im Verständnis der Sprache hätten seine Schüler große Sprünge gemacht.

Den Nachweis ihrer Leistungen erhielten zehn der einst sechzehn Berufsschüler heute schwarz auf weiß. Einige der Abgänger hätten gemerkt, dass Fahrzeugmechanik vielleicht doch nicht ihr Feld sei, so Schulleiter Ulrich Preiß, andere zog es aus Nordhausen fort, in die Metropolregionen. Dabei seien die Chancen auf einen Ausbildungsplatz und eine Wohnung in der "Provinz", in Thüringen, wesentlich besser als in den großen Städten, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Die Peter'sche Initiative hatte der Ministerpräsident schon im vergangenen Jahr öffentlichkeitswirksam unterstützt und war auch heute zugegen um zu gratulieren.

Neben der Sprache war für die Schüler auch die Mobilität so ein Problem, einer der Azubis macht sich jeden morgen von Heilbad Heiligenstadt aus mit Bus und Fahrrad auf den Weg nach Nordhausen. Damit könnte es bald vorbei sein. Wie vor einem Jahr versprochen, wird die Petergruppe den Azubis, die fleißig dabeigeblieben sind, ihren Führerschein finanzieren.

Unterstützung für die Firma kam indes über das Programm "Arbeit für Thüringen", Unternehmer und Auszubildende sollen während der Ausbildung stärker begleitet werden um die Aussichten auf einen erfolgreichen Abschluss zu verbessern. Für Einheimsiche Azubis gibt es derlei Ausbildungsbegleitende Programme auch, der Fokus liegt bei der "Peterklasse" aber primär auf Spracherwerb und sozialer Integration.

Das Interesse von Seiten der Unternehmerschaft sei groß, so die Ministerin Heike Werner, die Klasse der Nordhäuser Auszubildenden sei nur ein Projekt, das man verfolge. Die sehr reale Sorge, dass man bald einen ernszunehmenden Fachkräftemangel erleben könnte, treibt derweil nicht nur die Wirtschaft um. Schulleiter Preiß weiß heute schon, dass ihm die Kollegen in ein paar Jahren ausgehen und auch im weiteren öffentlichen Dienst steht für viele der Renteneintritt vor der Tür.

Den Menschen zu helfen und ihnen Perspektiven zu geben, sei aber auch eine humanitäre Aufgabe, so Ministerin Werner. Die haben die zehn Azubis der Petergruppe in jedem Fall, so sie denn die weitere Ausbildung beenden. Ferien gibt es für sie nicht, in den kommenden vier Wochen heißt es bei der Industrie- und Handelskammer pauken, dann ruft die Werkstatt, danach wieder die Schulbank und das zweite Ausbildungsjahr, im ganz normalen Schulbetrieb mit den anderen deutschen Azubis.
Angelo Glashagel
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Ein Jahr "Peterklasse" an der Berufsschule Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

Kommentare
urbach44
26.06.2017, 15.00 Uhr
und der Rest ?
Die sogenannte"Peterklasse" ist ein absolut lobenswertes Projekt, Anerkennung und Dank verdienen alle, die sich dafür engagiert haben. Bei den 10 verbliebenen Azubis der Peterklasse handelt es sich aber nur um ca. 2,5 % der im Landkreis Nordhausen registrierten anerkannten Flüchtlinge. Für den Ministerpräsident Ramelow und Ministerin Werner war das schon ein medienwirklsamer Auftritt. Aber was passiert denn mit den restlichen 97,5 % ? Nach Absolvierung des Integrationskurses fallen die meisten Flüchtlinge erst einmal in ein tiefes Loch. Da viele die Sprachprüfung B1 im ersten Anlauf nicht bestehen, folgt anschließend ein 3-monatiger staatlich finanzierter Wiederholungskurs. Der nächste Schritt wäre ein 6-wöchiges Praktikum in einer Firma, sofern man Unternehmen dafür gewinnen kann. Daran anschließen könnte, wieder das Interesse der Unternehmen vorausgesetzt, eine 12-monatige Einstiegsqualifizierung. Nach dieser Einstiegsqualifizierung sollte eigentlich eine Ausbildung im gewählten Beruf erfolgen. Wie sieht es damit aber außerhalb der Peterklasse, die unter besonderer Förderung lief, aus ? Bis auf Ausnahmen sind die Flüchtlinge nach der EQ-Maßnahme nicht in der Lage, eine Ausbildung in einer normalen Klasse gemeinsam mit deutschen Azubis zu beginnen. Das scheitert einfach an den Sprachkenntnissen, die Qualität der Schulbildung im Heimatland lasse ich mal außer Betracht. Wie sollen diese Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden ? Eine temporär befristete Hilfe für den Unternehmer für eine Einstellung mit Mindestlohn ist nicht möglich, dafür fehlen laut Aussage der Arbeitsagentur die gesetzlichen Grundlagen. Eine Ausbildung ist aus meiner Sicht nur über Sonderklassen analog der Peterklasse möglich. Solche Sonderklassen könnten zumindest für das 1.Lehrjahr nach bestimmten Berufsgruppen zusammengefasst werden. Wenn es auf diesem Weg 50 % aus dem 1.Lehrjahr in das dann allgemeine 2.Lehrjahr schaffen, dann wäre das ein Erfolg. Zu dieser Problematik erwarte ich einfach Aktivitäten des Jobcenters bzw. der Arbeitsagentur (die Zuständigkeuten sind für mich nicht immer klar). Und dann müssen auch Lösungen geschaffen werden für Flüchtlinge, die für eine Ausbildung zu alt sind (über 40 Jahre) und die zum gegenwärtigen Zeitpunkt für eine Ausbildung noch nicht genügend vorbereitet sind. Wenn diese Probleme gelöst werden, dann müssen wir nicht mehr nur eine Peterklasse durch den Ministerpräsidenten feiern lassen
Sonntagsradler 2
26.06.2017, 15.56 Uhr
Der Rest @urbach44
wird bis zum Lebensende für ihre Verhältnisse Fürstlich bedient und versorgt.
Schultze
26.06.2017, 17.27 Uhr
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