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Sa, 00:48 Uhr
18.11.2017

Patientenorientierung im Gesundheitswesen stärken

Patientenberatung sieht „Jamaika“ vor allem bei Krankengeld gefordert. Dazu diese Meldung der der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD)...



Berlin, 14. November 2017 – Angesichts der laufenden Sondierungen über eine Regierungsbildung ermuntert die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) die Verhandlungs-Parteien, in der Gesundheitspolitik die Weichen für eine noch patientenfreundlichere Gestaltung des Gesundheitswesens zu stellen. Dabei mahnt die gemeinnützige Einrichtung mit Verweis auf die systematisch erfassten Patientenrückmeldungen im Monitor Patientenberatung den Gesetzgeber insbesondere dazu, bei den Regelungen zum Krankengeldbezug nachzubessern und den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) patientenorientierter zu gestalten.



Nach den Worten von Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD), bieten die laufenden Verhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung die Chance, das Gesundheitswesen im Sinne der Patienten und Versicherten zu verbessern.

„Im Monitor Patientenberatung haben wir im Einklang mit unserem gesetzlichen Auftrag und auf Basis unserer umfassenden Beratungsdokumentation die Akteure auf Fehlentwicklungen hingewiesen und dabei insbesondere auf zwei Problemlagen aufmerksam gemacht, die jetzt konkret vom Gesetzgeber angegangen werden können: Zum einen sollte der Gesetzgeber die Krankengeldfalle aufgrund nicht nahtlos erbrachter Krankschreibungen entschärfen. Denn die Krankengeldfalle stürzt noch immer Tausende Menschen in Deutschland in existenzielle Krisen. Zum anderen sollte die Arbeit des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) reformiert werden. Denn insbesondere die – aus gesundheitspolitischer Sicht grundsätzlich gebotene Kontrollfunktion bei Krankschreibungen – wird in der derzeitigen Praxis des MDK und teils verschärft durch wenig sensibles so genanntes Fallmanagement der Krankenkassen, regelmäßig als wenig patientenorientiert erlebt.“ Thorben Krumwiede sieht den Gesetzgeber nicht nur deshalb gefordert, „weil der plötzliche Entzug des Krankengeldes aufgrund der derzeit problematischen Ausgestaltung von den Betroffenen regelmäßig als traumatisierend erlebt wird.“ Der Gesetzgeber sollte nach seinen Worten auch deshalb handeln, „weil durch die derzeitige Praxis das Vertrauen in ein solidarisches Gesundheitssystem unterhöhlt wird, das sich am tatsächlichen Gesundheitszustand der Versicherten orientiert.“

Krankengeldfalle und Gesundschreibung nach Aktenlage

Mit dem Monitor Patientenberatung 2016 hat die UPD im Sommer auf Basis der Beratungsdokumentation von rund 94.000 Beratungen in ganz Deutschland die vom Gesetzgeber gewünschte Rückmeldung zu Problemlagen aus Patientensicht vorgelegt. Die im Monitor systematisch aufbereiteten Probleme aus Patientensicht sollen neben der Politik auch Leistungserbringern und Kostenträgern, also etwa Ärzteschaft und Krankenkassen, Hinweise darauf geben, wie Patienten das deutsche Gesundheitssystem aus ihrer subjektiven Sicht erleben, wo gehäuft Probleme auftreten und wie insgesamt die Patientenorientierung gestärkt werden kann.

„Obwohl die Politik bereits in den vergangenen Jahren auch als Reaktion auf Hinweise der Patientenberatung versucht hat, durch das Erfordernis einer Lückenlosigkeit anstelle der Überlappung dokumentierter Arbeitsunfähigkeit als Voraussetzung für den Bezug von Krankengeld die Krankengeldfalle zu entschärfen, kann bei diesem Thema leider keine Entwarnung gegeben werden“, sagt Heike Morris, juristische Leiterin der UPD. „Auch neuere Urteile haben zu keiner grundsätzlichen Aufgabe der restriktiven Gesetzesauslegung geführt. Nach wie vor gilt: In einem System, in dem nach unserer Erfahrung nicht einmal die Ärzte wissen, welche drastischen Rechtsfolgen mit einem nicht lückenlos erbrachten Nachweis der Arbeitsunfähigkeit für die Versicherten verbunden sind – nämlich der Verlust des Anspruchs auf Krankengeld an sich und oft sogar der Krankenversicherungsschutz – wird für den Einzelnen aus einem formalen Versäumnis schnell eine existenzbedrohende Falle. Diese Unbarmherzigkeit passt nicht zu den abgestuften Sanktionen, die unseren Sozialstaat sonst bei einem Verstoß gegen Mitwirkungspflichten prägen.“

Mit Blick auf die Rückmeldungen der Ratsuchenden ist laut Heike Morris auch die Arbeit des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) in der derzeitigen Ausgestaltung immer wieder ein Anlass für Probleme. Insbesondere die häufig vorgenommene Begutachtung des Gesundheitszustands der Versicherten nach Aktenlage mit anschließender Gesundschreibung über den Patienten hinweg wird von den Versicherten als wenig patientenorientiert erlebt. „Es ist im Sinne der Solidargemeinschaft, wenn die Krankenkassen bei der Auszahlung des Krankengeldes besondere Sorgfalt walten lassen und Anhaltspunkten für einen nicht sachgerechten Bezug von teuren Leistungen nachgehen. Kontrollinstanzen wie der MDK sollten für die Betroffenen aber als unabhängig erlebt werden und nicht wie ein verlängerter Arm der Kassen erscheinen“, sagt Heike Morris. Außerdem sollte das Instrument einer Begutachtung nach Aktenlage nur mit besonderem Augenmaß und einer respektvollen Kommunikation mit den Versicherten zum Einsatz kommen. „Deshalb ist der Gesetzgeber gefordert, die Arbeit des MDK in eine patientenorientiertere Richtung zu lenken.“

Über die Unabhängige Patientenberatung Deutschland, UPD

Die UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD) mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Einrichtung. Sie hilft Ratsuchenden, sich im deutschen Gesundheitssystem besser zurechtzufinden und Entscheidungen im Hinblick auf medizinische oder sozialrechtliche Gesundheitsfragen selbstbestimmt, eigenverantwortlich und auf informierter Grundlage zu treffen.

Gut erreichbar, bürgernah, qualifiziert: Das Beratungsangebot der UPD

Die unabhängige, neutrale, kostenfreie und evidenzbasierte Beratung der UPD ist für alle Menschen in Deutschland zugänglich – egal, ob sie gesetzlich, privat oder nicht krankenversichert sind. Ratsuchende können die Patientenberatung unkompliziert und auf vielen Wegen erreichen: per Telefon, Post, Mail, oder Onlineberatung, in den 30 festen Beratungsstellen und an weiteren 100 Standorten in Deutschland, die regelmäßig von einem der drei UPD-Mobile angesteuert werden.

Neben medizinischen Fachteams und Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen gehören auch Juristen und Sozialversicherungsfachangestellte zum UPD-Beraterteam.

Dem gesetzlichen Auftrag (§ 65b des Sozialgesetzbuchs V) entsprechend macht die Patientenberatung über die individuelle Beratung hinaus Politik und Entscheidungsträger auf Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen aufmerksam, unterbreitet Lösungsvorschläge aus Patientensicht und stärkt auf diese Weise die Patientenorientierung im Gesundheitswesen.

UPD – Die kostenlose Patientenauskunft für Deutschland im Serviceüberblick

Die telefonische Beratung der UPD steht über – aus allen Netzen, auch Mobilfunk – kostenlose Rufnummern auf Deutsch, Türkisch, Russisch und Arabisch zur Verfügung und ist wie folgt erreichbar: Beratung in deutscher Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 22, Zeiten: montags bis freitags von 8.00 bis 22.00 Uhr und samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr.

Fremdsprachige Angebote: Beratung Türkisch, Rufnummer: 0800 011 77 23, Zeiten: montags bis samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr; Beratung Russisch, Rufnummer: 0800 011 77 24, Zeiten: montags bis samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr; Beratung Arabisch, Rufnummer: 0800 332 212 25, Zeiten: dienstags 11.00 bis 13.00 Uhr und donnerstags 17.00 bis 19.00 Uhr.


Der Beratungs-Service vor Ort oder im UPD Beratungsmobil kann nach telefonischer Terminabstimmung oder nach Terminabstimmung via Mail genutzt werden, und zwar unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 011 77 25 (Zeiten: Mo – Fr 8.00 bis 22.00 Uhr, Sa 8.00 bis 18.00 Uhr) oder via Mail an terminvereinbarung@patientenberatung.de.

Die Adressen der 30 Vor-Ort-Beratungsstellen sowie eine Übersicht über die 100 Städte, in denen das Beratungsmobil Halt macht, stehen unter www.patientenberatung.de.

Weitere Informationen, auch zu Online-Beratungsmöglichkeiten und der App, finden Ratsuchende unter www.patientenberatung.de, Facebook, Twitter oder Vimeo.
Autor: khh

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