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Do, 14:50 Uhr
11.01.2018
Gipskarst Südharz:

Geldspritze für einzigartige Kulturlandschaft

Der Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser erhält eine umfangreiche Förderung für sein Projekt „Gipskarst Südharz – Artenvielfalt erhalten und erleben“. Bund und Land fördern das Artenschutzprojekt gemeinsam mit rund vier Millionen Euro...


Der mit 75 Prozent größte Teil der Finanzierung kommt aus dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ vom Bundesumweltministerium, über das besonders artenreiche Gebiete von bundesweiter Bedeutung unterstützt werden. Das Thüringer Umweltministerium trägt mit 700.000 Euro rund 16 Prozent der Gesamtsumme. Die Stiftung Naturschutz Thüringen unterstützt den Projektträger mit rund 100.000 Euro.

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„Die Förderung über das Bundesprogramm ist ein großer Erfolg und eine Bestätigung unserer Pläne für ein Biosphärenreservat Südharz. Die Südharzer Gipskarstlandschaft in Thüringen gehört zum exklusiven Club von 30 Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland. Daraus wächst eine besondere Verantwortung, diesen Schatz für kommende Generationen zu bewahren“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund.

Ziel des Projektes vom Landschaftspflegeverband „Südharz/ Kyffhäuser“ ist der Schutz der einzigartigen Kulturlandschaft des Südharzer Zechsteingürtels auf Thüringer Gebiet. Dazu sollen die Flächen regelmäßig beweidet werden, um Gehölzaufwuchs zurückzudrängen. Gleichzeitig sollen die Nachwuchsprobleme der Betriebe mit Schaf- und Ziegenhaltung in der Region angegangen werden.

Jahrhundertelange extensive Beweidung ließ vielerorts einzigartige Trocken-und Halbtrockenrasen entstehen. Der Artenreichtum dieser Offenlandlebensräume ist jedoch durch eine stetig sinkende Weide- und Mahdnutzung gefährdet. Inzwischen gibt es nur noch 11 Landwirte in der Region, deren Schafe und Ziegen auf den Flächen weiden. Damit sank ihre Zahl innerhalb weniger Jahre um 50 Prozent.

„Wir wollen vor allem die Landwirte mit Schaf- und Ziegenhaltung in der Region stärken. Der Schutz der grünen Karstlandschaft und die Nutzung durch Beweidung funktionieren nur gemeinsam. Dazu wollen wir den Betrieben mit Schaf- und Ziegenhaltung langfristig eine wirtschaftliche Perspektive bieten“, so Siegesmund weiter.

Der „Südharzer Zechsteingürtel, Kyffhäuser und Hainleite“ gilt als sogenannter Hotspot der biologischen Vielfalt und erstreckt sich über die drei Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Das Teilgebiet „Südharzer Zechsteingürtel“ ist das größte und bedeutendste Gipskarstgebiet Mitteleuropas. Im Gegensatz zu anderen Karstgebieten ist es von Vegetation bedeckt und wird deshalb als „Grüner Karst“ bezeichnet. Hier bestimmen auf 30 Prozent der Fläche naturnahe Wälder die Landschaft. Bemerkenswert sind Orchideen -Buchenwälder sowie Gipsfelsen mit Kalk-Pionierrasen, Gips-Schutthalden mit Glazialrelikten und artenreiche Halbtrocken- und Trockenrasen, auf denen Orchideen und Steppenpflanzen gedeihen.

Hintergrund

Das Vorhaben „Gipskarst Südharz – Artenvielfalt erhalten und erleben (Hotspot 18)“ hat eine Laufzeit von sechs Jahren (2018 bis 2023) und ein Gesamtvolumen von 4.492.712,71 Euro.

Es soll zu 74,45% vom Bund (Bundesamt für Naturschutz), zu 15,9% vom TMUEN und zu 2,4% von der Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) gefördert werden. Der Landschaftspflegeverband „Südharz/ Kyffhäuser“ hat einen Eigenanteil von 7,25% aufzubringen, der vom Landkreis Nordhausen bereitgestellt wird.

Die Drittmittelgeber Thüringer Umweltministerium (TMUEN) und die Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) haben sich darauf verständigt, ihre Fördermittel zeitversetzt bereitzustellen: Die SNT stellt für 2018 die Summe von 108.367 Euro bereit, das TMUEN für den Zeitraum 2019 bis 2023 713.828,54 Euro, die Mittel stehen zum Teil unter Haushaltsvorbehalt.
Autor: red

Kommentare
Fönix
13.01.2018, 20.36 Uhr
Zweifelsohne eine gute Sache, aber
"Der „Südharzer Zechsteingürtel, Kyffhäuser und Hainleite“ gilt als sogenannter Hotspot der biologischen Vielfalt ..." und genau da liegt das Problem, auch und gerade für das geplante Biosphärenreservat. Nahezu alle Aktivitäten konzentrieren sich auf den Zechsteingürtel, dieser alleine bietet aber eben gerade nicht die außerordentliche Vielfalt, die diesen Hotspot begründet. Der Zechsteingürtel ist ohne Frage naturschutzfachlich von besonderer Bedeutung, aber die einzigartige Biodiversität bildet sich nur ab, wenn man den Südharz und die südlich vorgelagerten Hügelketten als Einheit betrachtet. Werden hier die viel zu engstirnig aufgelegten Strategien nicht grundsätzlich neu ausgerichtet, wird das Biosphärenreservat ein schöner Traum bleiben, leider ...
Eigentlich sollten Berufspolitiker, Berufsökologen und Berufsverwaltungsexperten in konzertierter Aktion zu professioneller Arbeit in der Lage sein. Was bisher zum Thema Biosphärenreservat Südharz-Kyffhäuser auf die (äußerst wackligen) Beine gestellt wurde, lässt mich da erheblich zweifeln. Unter den gegebenen Umständen ist das vielleicht sogar besser ...
Bodo Schwarzberg
21.01.2018, 20.30 Uhr
HotSpot Artenvielfalt: LPV wird genau beobachtet
Wir vom BUND-KV Nordhausen werden genau beobachten, ob die Millionen aus öffentlichen Kassen nicht zum Fenster herausgeschmissen werden, sondern tatsächlich etwas für die Erhaltung der Biodiversität bringen: Im Klartext: Haben wir bei "ausreichend" vielen bedrohten Arten und Pflanzengesellschaften nach dem Projekt Verbeserungen und wird es danach selbsttragend, dann war das Projekt ein Erfolg. Sollte sich hier zu wenig tun, wird dies natürlich öffentlich kiritisiert und es werden von uns Gegenvorschläge gemacht. Denn das, was oben steht, erscheint mir schon jetzt teilweise geheuchelt. Schon heute erfahren wir mit unseren umfangerichen Artenschutzmaßnahmen nicht immer die Unterstützung, die wir uns von der Unteren Naturschutzbehörde und vom Landschaftspflegeverband eigentlich erwarten müsste. Manchmal ganz im Gegenteil.
Alanin
22.01.2018, 05.46 Uhr
Ich verstehe diese Art von Naturschutz nicht...
...wir haben hier eine Ansammlung von seltenen(?) Pflanzen, die verschwindet, wenn man das Gebiet aus der Bewirtschaftung nimmt und der Natur überlässt...

Das klingt für mich so ähnlich wie die Zucht von fremdländischen Pflanzen im Botanischen Garten, die sich nur hier halten weil sie gehegt und gepflegt werden. Würde dies nicht getan, würden einheimische Arten diese verdrängen.

Wo kommen denn die Pflanzen eigentlich her? Sind die schon seit Urzeiten hier? Kann ja eigentlich nicht sein, normal und ohne Bewirtschaftung stünde dort ja jetzt eigentlich ein großer Wald. Kommen die Pflanzen aus Regionen, die keinen natürlichen Baumwuchs haben und dort wachsen die Pflanzen total toll und ohne, dass jemand künstlich eingreifen muss?

Bitte den Kommentar nicht als Kritik verstehen, es interessiert mich halt.
altmeister
22.01.2018, 07.25 Uhr
@Alanin
Diese Fragen sind schon mehrfach zu Artikeln gestellt worden, in denen u.a. der Kampf gegen die "Verbuschung" geschildert wurde, leider bisher ohne Antworten.
Wenn natürliche Entwicklungen durch "Pflegemaßnahmen" in den gewünschten, in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach unnatürlichen Zustand, zurück versetzt werden, stellt sich immer wieder die Frage, was das mit Naturschutz zu tun hat.
Alanin
22.01.2018, 08.18 Uhr
@altmeister
Es beruhigt mich, dass es auch andere Leute gibt, die den Naturschutz in diesem Sinne nicht verstehen... Eigentlich behindert man ja die Natur anstatt sie zu schützen...

Vielleicht bin ich ignorant gegenüber den Pflanzen die sich dort auf Grund der Bewirtschaftung dort angesiedelt haben. Aber aus natürlichen Gründen sind sie dort offenbar nicht...
Fönix
22.01.2018, 10.39 Uhr
@ alanin und altmeister - aus Zeitmangel nur in Kurzfassung:
Eure Fragen sind zweifelsohne berechtigt. Die Zielstellung des Naturschutzes (ist nicht immer gleich Artenschutz !) orientieren tatsächlich an den Kulturlandschaften des Mittelalters, die eine deutlich höhere Biodiversität aufwiesen als die meist geschlossenen Waldbestände aus der Zeit davor. Es soll durch die Naturschutzarbeit ja auch nur der negative Einfluss des menschlichen Treibens reduziert und nicht gleicht die ganze Menschheit vom Planeten verbannt werden.

Nach meiner Überzeugung müssen wir verstärkt wertvolle Lebensräume schützen bzw. wieder herstellen statt schwerpunktmäßig einzelne Arten zu retten. Nur dann können sich stabile Biosphären mit eigenständiger Reproduktion erhalten bzw. entwickeln. Idealerweise werden die entsprechenden Aktivitäten gebündelt und mit den Anforderungen der anthropogen Nutzungen zusammengeführt. Die Ausweisung eines Biosphärenreservates ist dafür eine nahezu perfekte Möglichkeit, das Neben- und Miteinander von Naturlandschaft und Landnutzung für alle Beteiligten gewinnbringend (nicht nur im kommerziellen Sinn, wie Herr Töpfer den Mainstream im politischen Naturschutz beschreibt !) zu gestalten.
Fönix
22.01.2018, 11.02 Uhr
Noch eine Ergänzung:
Selbst viele Landwirte als größte anthropogene Landflächennutzer haben mittlerweile die Bedeutung funktionierender Naturräume erkannt und demonstrierten beispielsweise erst am vergangenen Wochenende am Rande der grünen Woche für eine Abkehr von der rein industriellen Intensivlandwirtschaft. Sie schätzen z.B. die noch !!! kostenlosen und unverzichtbaren Bestäubungsleistungen von Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen etc. für ihre Feldfrüchte, Obstgehölze und das Tierfutter. Wo das Insektensterben hinführt sieht man jetzt schon in manchen Regionen Asiens, wo z.B. Obstbäume von Landarbeiterkolonnen per Hand bestäubt werden müssen, weil man den Insekten durch Pestizideinsatz und massive, unkontrollierte Umweltverschmutzung die Lebensgrundlage entzogen hat. Bei uns gibt es vergleichbare Entwicklungen. Sie werden aber von der breiten Masse vorerst nicht wahrgenommen, weil es meist schleichende Prozesse sind wie z.B. die Verweiblichung der Fischbestände in unseren Fließgewässern infolge der Gülleverklappung und des damit verbundenen massiven Eintrags von Antibiotikaresten in die Nahrungskreisläufe.
Sonntagsradler 2
22.01.2018, 11.46 Uhr
Junge,Junge Dann muss sich aber der Häuptling
des Reservates aber mit seinen Gefolge (Kriegern) sich mächtig ins Zeug legen und die Geister der Natur mit Ritualen Zeremonien wie Tänze und Opfergaben milde zu stimmen. Nicht das dan wieder so ein richtiger sturm kommt und die ganzen neu angepflanzten Bäume und grünen Biotope wieder zerstört. Dann ist praktisch gesehen das ganze Geld vom Winde verweht. Ach ne das, hat sich ja der Oberhäuptling unter den Nagel gerissen.
Was sich Politiker alles für Ideen p´(Pöstchen) einfallen lassen um den Staat (den Leuten) das Geld aus der Tasche zu ziehen ist schon einzigartig. Soviel Behörden Posten sagenhaft. Beispiel Naturschutzbehörde, Unter und Obere Wasserschutzbehörde usw. So etwas gibt es nur in Deutschland. Der dumme Deutsche frisst und glaubt auch jeden Scheiß! Man muss es im nur richtig schmackhaft machen und glaubhaft rüberbringen. ;-)))
Fönix
22.01.2018, 12.10 Uhr
Gott sei Dank, dass es auch solche Kommentare gibt,
das erklärt zumindest so manche Wahlergebnisse ...
Alanin
22.01.2018, 12.26 Uhr
@Fönix | Vielen dank, aber...
Sie schreiben, dass es wichtig ist, dass sich ein stabiles und selbst reproduzierendes System entwickeln/festigen soll... Das ist doch aber genau das Gegenteil zu dem was hier mit viel Geld getan wird...

Ich bin der Meinung, dass die Natur stark genug ist für sich zu sorgen, wenn man sie einfach in Ruhe machen lässt. Ein künstliches Kurzhalten einer Art sichert langfristig nicht das Bestehen der unterstützten Art...

Ich verstehe, dass im Sinne der Artenvielfalt so gehandelt wird, aber warum ist denn - plump gesagt - ein Stückchen Wiese für die Natur bzw. den Menschen besser als ein Stück Wald?!
Fönix
22.01.2018, 16.40 Uhr
Wald und Wiese (bzw. Lichtung) - eine untrennbare Einheit !
Auch da hilft ein Blick in die fernere Vergangenheit, die Entwicklung der Naturräume hinsichtlich Ursache und Wirkung besser zu verstehen: In prähistorischer Zeit war Mitteleuropa überwiegend von Wald bedeckt, Ausnahmen waren die Meeresküsten, alpine Gebirgsregionen und zum Teil auch Felskuppen einschließlich deren Schutthalden in montanen Regionen (Mittelgebirgsraum). Innerhalb der großen zusammenhängenden Waldflächen gab es zwar durchaus auch differenzierte Bereiche von ausgedehnten Sumpfgebieten bis zu eher trockenen Heide-/Steppenlandschaften, aber letztendlich dominierte der geschlossene Hochwald. Die jeweilige Bodenart bestimmte die Artenzusammensetzung der Waldgesellschaften maßgeblich. Ein entscheidender Faktor der Biodiversität waren damals Naturereignisse wie Stürme oder Waldbrände, die regelmäßig große Schneisen in den Wald gezogen haben. Die so entstandenen Freiflächen wurden durch Beweidung von großen Pflanzenfressern (z.B. Wildrinder wie Wisent oder auch Ur/Auerochse) eine gewisse Zeit freigehalten, hier konnten sich dann Blütenpflanzen ausbreiten, die ihrerseits Nahrungsgrundlage für viele Insekten und damit Basis für weitverzweigte Nahrungsnetze (dieser Begriff passt viel besser als der oft verwendete Begriff Nahrungskette !) waren. Große Raubsäuger wie Bär, Wolf und Luchs regulierten die Bestände in einem variierenden Gleichgewicht.
Im Mittelalter hat der Mensch durch beginnenden Ackerbau und Weidewirtschaft den Anteil der Freiflächen und damit die Biodiversität sukzessive erhöht, ohne die Grundfunktionen der Naturräume im Komplex dauerhaft nachteilig zu beeinträchtigen. Gestört wurden sie punktuell durchaus, aber ohne dadurch ganze Arten oder gar Lebensräume komplett zu eliminieren.
Mit dem Zeitalter der Industrialisierung hat der Mensch begonnen, massiver in die Naturhaushalte einzugreifen. Zunächst auch nur punktuell, später z.B. durch massive Flussbegradigungen und Trockenlegungen vieler Sumpfflächen schon sehr nachhaltig. Mittlerweile überwiegt der anthropogen überprägte Flächenanteil gegenüber dem naturbelassenen bei Weitem. In Mitteleuropa ist es derzeit nicht vorstellbar, ausreichend große Rückzugsgebiete zu schaffen, wo die Natur ohne Unterstützung wieder so wie vor 500 oder 1000 Jahren (mit Bär, Wolf, Wisent Auerochse etc. in entsprechenden Lebensräumen) funktioniert. Somit fehlt menschengemacht die Grundlage für eine Eigendynamik auch und gerade in den scheinbar kleineren, für die Artenvielfalt aber eminent wichtigen Biotopen. Wenn wir diese Bestandteile unserer Umwelt (andere nutzen hier den Begriff Schöpfung) als wichtige Bausteine des Genpools unserer Erde nicht dauerhaft verlieren wollen, muss der Mensch massiv und anhaltend eingreifen und unterstützen.

Bitte beachten Sie, dass meine Erläuterungen (zum besseren Verständnis überwiegend in Urania-Prosa formuliert) nur eine stark verkürzte Zusammenfassung der tatsächlichen Sachverhalte darstellen können. In Wirklichkeit sind die Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Natur noch viel detaillierter und komplexer. Um sich diese einigermaßen vollumfänglich erschließen zu können, reicht es nicht, ab und zu mal ein Buch zu lesen oder eine Naturdoku anzuschauen. Ich empfehle da schon ein entsprechendes Studium oder zumindest ein intensives, sich über einen längeren Zeitraum erstreckendes Selbststudium mit wissenschaftlicher Orientierung. Was keinesfalls heißen soll, dass man ohne Studium keine fundierte Naturschutzarbeit leisten kann. Es hilft nur ungemein, wenn zumindest sachkundige Anleitung gegeben ist. Unsere Verwaltungen können da nur sehr eingeschränkt weiterhelfen, sie knebeln sich selber durch eine Unzahl von Regeln und Gesetzen, die bei Weitem nicht in jedem Fall den Naturschutz in den Mittelpunkt stellen sondern oft Ergebnis mit Nachdruck ausgeübter Lobbyarbeit sind. Da bin ich durchaus bei Bodo Schwarzberg, der mit seinen Mitstreitern ganz wichtige Arbeit leistet, um wertvolle naturräumliche Potenziale zu erhalten.
Fönix
22.01.2018, 16.52 Uhr
Wie wollen (können) wir bzw. unsere Nachfahren in fernerer Zukunft leben ?
Das ist in erster Linie eine Frage des Wissen und der Verantwortung. Wer Naturschutz nicht will oder nicht versteht, sollte als moderne Alternative eine Umsiedlung auf den Mars in Erwägung ziehen oder sich dort zumindest mal umschauen (Ironie aus). In diese Richtung steuern wir derzeit, viele Sünden der Vergangenheit (wie das Abholzen der Zedernwälder rings um das Mittelmeer) bezeugen die Unumkehrbarkeit des Verlustes komplexer Lebensräume. Das was danach neu entsteht, ist eben überwiegend Steppe, Halbwüste oder Wüste mit gestörtem Wasserhalt. Auch in Vorder- und Mittelasien, immerhin die Wiege der Menschheit (im Sinne von Kultur), ist das leider Realität und bietet den heute dort lebenden Menschen ähnlich wie in Nordafrika nur äußerst karge Lebensbedingungen. Die Flucht vieler Menschen aus diesen Regionen hat ihre Ursache letztendlich darin, dass Kriege geführt werden, weil es nicht genug zu verteilen gibt, weil Natur und Landschaft keine ausreichende Nahrungsmittelproduktion zulassen, weil damit auch für die nachfolgenden 'Generationen die Lebensgrundlage fehlt…
Alanin
22.01.2018, 19.28 Uhr
Vielen Dank...
...für Ihre Ausführungen.

Also hat der Mensch im Mittelalter durch seinen Eingriff die Entwicklung der Artenvielfalt gefördert und man versucht nun das damals geförderte zu erhalten, da die damals geschaffenen Lebensräume in der Zeit ab Beginn der Industrialisierung gestört, zerstört oder zumindest sich selbst überlassen worden sind - was im Prinzip einem natürlichen Rückbau auf die Zeit vor dem Mittelalter gleich kommt.

Zwar verstehe ich nun die Zusammenhänge, aber die Gründe noch nicht. Allerdings schrieben Sie ja auch, dass für das volle Verständnis ein tiefgreifendes (Selbst-)Studium notwendig ist.

Beispielsweise kann ich nichtmal geringsten beurteilen, ob Insekten im Wald nicht auch im gleichen Maße Nahrung finden wie auf einer Wiese. Aber ihre Ausführungen sollen mir genügen. Vielen Dank!
Fönix
22.01.2018, 20.50 Uhr
@alanin - in Bezug auf die Kernaussagen leider die falschen Schlussfolgerungen gezogen ...
"was im Prinzip einem natürlichen Rückbau auf die Zeit vor dem Mittelalter gleich kommt" - genau das ist es nicht, weil wir heute in Mitteleuropa eben keine flächendeckenden Wälder mehr haben, nicht einmal ansatzweise. Im Gegenteil, der letzte zusammenhängende europäische Urwald in Bialowieza (Polen) sollte aktuell auf Geheiß der Regierung abgeholzt werden, allerdings hat die EU bisher erfolgreich interveniert.

"Beispielsweise kann ich nichtmal geringsten beurteilen, ob Insekten im Wald nicht auch im gleichen Maße Nahrung finden wie auf einer Wiese." - auch hier gehen Sie von falschen Überlegungen aus, denn viele (nicht alle) Tier- und insbesondere Insektenarten haben haben sich auf ganz bestimmte Lebensräume spezialisiert, weil sie nur in diesem Habitat ihre Nahrung, ihren Sexualpartner, ihr Winterquartier, ihre Wirtstiere, Schutz vor Fressfeinden usw. finden. Die Einen im Wald, die Anderen auf der Wiese, wieder Andere im Moor. Es sind einfach ganz unterschiedliche Tier- und Pflanzengesellschaften an den verschiedenen Standorten und genau das macht die Biodiversität aus.

Ich finde es hervorragend, dass Sie sich mit der Thematik auseinandersetzen, obwohl Sie nicht "vom Fach" sind. Dass Sie dem Naturschutzgedanken kritisch gegenüberstehen, ist für mich dabei kein Problem, das ist allemal besser als die pure Ignoranz, die viele Zeitgenossen an den Tag legen. Und vielleicht konnte ich Ihnen ja einen Anreiz geben, noch etwas tiefer in die Materie einzusteigen.

Wir Menschen haben durch unsere nicht immer segensreichen Aktivitäten viele Naturlandschaften unwiederbringlich zerstört. Ich empfinde Verantwortung und eine moralische Verpflichtung, die wenigen verbliebenen Refugien zu schützen und zu erhalten.

Dazu ein Zitat, das für mich auch deshalb so wertvoll ist, weil ich es von jemandem erhalten habe, der nicht vom Fach und auch nicht von der Waldorfschule ist, sondern einfach als Arbeitnehmer und Familienvater mitten im Leben steht:

Die Erde ist deine Mutter. Die Erde gehört nicht uns, wir gehören der Erde. Was der Erde geschieht, geschieht allen Söhnen und Töchtern der Erde. Alle Dinge sind verbunden wie das Blut das uns einigt. Das Netzwerk des Lebens haben wir nicht geflochten, wir sind nur ein Faden darin. Was wir dem Netz antun, das tun wir uns selber an.
Chief Seattle, Häuptling der Duwamish-Indianer
Alanin
23.01.2018, 07.24 Uhr
@Fönix
Sie haben leider meinen Satz falsch verstanden. Denn der natürliche Rückbau, der ohne das Eingreifen des Menschen vonstatten gehen würde, würde am Ende zu einem Wald führen.

Es soll also der natürliche Rückbau zum Wald verhindert werden und so die Wiesen erhalten bleiben. Dieses Bestreben verstehe ich nun. Wobei ich sicherlich wohl nie in der Lage sein werde zu beurteilen ob eine Wiese besser ist als ein Wald.

Und ja, ich stehe Naturschutz sehr sehr kritisch gegenüber, da gerade zur Zeit sehr viel Schindluder unter dem Deckmantel des Umweltschutzes getrieben wird. Leider wird hier viel zu wenig in Frage gestellt oder generell hinterfragt.

Aber dies würde nun zu weit führen und nicht mehr zur eigentlichen Diskussion passen...
Sonntagsradler 2
23.01.2018, 07.31 Uhr
@Fönix |
Also eins muss man ihnen lassen
In Sachen Naturwissen haben Sie ja was auf den Kasten aber Haben Sie auch schon mehr als einen Baum geplatzt?.
Mus nur mal theoretisch schnell die Weld retten, die Arbeit liegt bei dir!
Alles nur noch lachhaft!
Da wollen die Grünen ein Biosphärenreservat und im Europaparlament stimmt ein Deutscher Politiker die entschiedenste Stimme für eine weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtet.Das alles ohne Folgen für diejenige Person.Aber so wird Politik gemacht.Erst alles mit irgend welchen Mitteln Vernichtet. Dann mit Steuergeldern den Aufbau oder Erhalt finazieren.Sei es in der Natur oder in der Waffenindustrie.
Leute macht langsam mal die Taschen zu.
Fönix
23.01.2018, 09.59 Uhr
@alanin und @ Sonntagsradler (für mich ist dieser Chat damit abgeschlossen)
@alanin - Ihre Aussage "Es soll also der natürliche Rückbau zum Wald verhindert werden und so die Wiesen erhalten bleiben." beinhaltet schon den grundsätzlichen Fehler. Natürlichen Rückbau gibt es nicht, nur natürliche Sukzession (die Flächen werden über lange Zeiträume sich selber überlassen). Da das immer und grundsätzlich mit der Nutzungsaufgabe der betreffenden Flächen verbunden ist, tut sich der Mensch damit erfahrungsgemäß sehr schwer und es findet dann meistens tatsächlich Rückbau statt, der dann aber nie natürlich sondern immer menschengemacht ist und stete Eingriffe erfordert. Oft gut gemeint, selten gut gemacht und damit meist instabil. Sukzession im großen Stil so wie sie es andeuten würde bedeuten, dass der Mensch sich weitestgehend aus der Flächennutzung zurückzieht. Das ist unrealistisch und vielleicht das Ziel grüner Träumer aber nicht meine Intention. Es gilt, vernünftige Kompromisse zu finden, die den Anforderungen den Naturschutzes genauso Rechnung tragen wie der Notwendigkeit der Landnutzung durch den Menschen. Das ist erfahrungsgemäß schwierig, aber es lohnt sich, denn es könnte unserer Spezies langfristig die Existenzgrundlagen erhalten. Voraussetzung ist, die Gier nach Gewinn um jeden Preis einzudämmen und eine Wende zu verantwortungsbewusster Politik einzuleiten. Es ist ein Anfang, dass unsere Landesregierung Mittel in erfreulicher Größenordnung zur Förderung der Beweidung von gefährdeten Wiesen und anderen Offenlandflächen bereitstellt, aber eben auch nicht mehr. Das ich dem aktuellen Modell des Biosphärenreservates, so wie die Politik es kreiert hat, sehr kritisch gegenüberstehe, möchte ich an dieser Stelle nocheinmal betonen.

@Sonntagsradler 2
Nun mal langsam ...
Das Sie die Schn... gestrichen voll haben kann ich nur zu gut verstehen, auch ich sehe die aktuelle Politik in nahezu allen Bereichen (Bildung, Soziales, Umwelt, Wirtschaft=Globalisierung, Kommunikation) ausgesprochen kritisch, und das schon seit geraumer Zeit. Zum Beispiel habe ich einem früheren Landesvater zu gegebenem Anlass persönlich mal einen Brief übergeben, in dem ich ihn unter anderem aufgefordert habe, wieder mehr Politik für die Menschen und weniger für das Kapital zu machen. Die offizielle Antwort ließ mich gleichermaßen lachen und erschaudern ...
Was haben SIE eigentlich schon unternommen, um Ihren Unmut offiziell bei denen kundzutun, die für Ihre offensichtlich schwierige Lage verantwortlich sind ? Alle Unzufriedenen sollten zusammen gegen die staatliche verordneten Ungerechtigkeiten kämpfen statt sich gegenseitig zu zerfleischen. Das politische Prinzip zur Machterhaltung, dass hier im Grundsatz dahintersteht, nennt sich "Teile und Herrsche", das praktizierten schon die alten Römer.
Beachten Sie bitte auch, dass der deutsche Landwirtschaftsminister, der die von Ihnen erwähnte Stimme im EU-Parlament abgegeben hat, der CSU und nicht den Grünen angehört, sie können sonst in Ihrer Argumentation sehr leicht widerlegt werden. Das für mich die Grünen-Spitzenpolitiker mittlerweile auch mehr eine Zusammenrottung opportunistischer Traumtänzer (mit sehr viel Klebstoff am Allerwertesten) sind als eine volksnahe Gruppe von visionären Zukunftsgestaltern wie zu Joschka's Zeiten, können sie gern einigen meiner früheren Beiträge in der nnz entnehmen.
Ich arbeite übrigens ganz bodenständig wertschöpfend (also nicht etwa in irgendeiner Verwaltung) seit fast 40 Jahren für meinen Lebensunterhalt, meine Aktivitäten für den Naturschutz sind ausschließlich meinem privaten Interesse und meinem Verantwortungsbewusstsein geschuldet.
Und ja, ich habe mit Sicherheit schon mehr Bäume gepflanzt als Sie an Baumarten unterscheiden können oder auch nur kennen (mal gehört haben).
Suchen Sie sich Ihre Feinde bitte woanders ...
Paulinchen
23.01.2018, 11.12 Uhr
@ Alanin...
...Ihr Zitat: "Denn der natürliche Rückbau, der ohne das Eingreifen des Menschen vonstatten gehen würde, würde am Ende zu einem Wald führen."
Diesen Vorgang können Sie sich auf der B 4, im Raum Torfhaus, live ansehen. Ich finde die Bemühungen dort "sehr gelungen". Leider werden wir den vielleicht dort entstehenden Wald nicht mehr erleben. Aber wir erinnern uns gern an ihn zurück.
Peppone
23.01.2018, 12.20 Uhr
Ein junger Wald ist auch ein Wald
Bei Ihnen @Paulinchen ist Wald offensichtlich nur dann ein Wald, wenn er aus mindestens 80 jährigen in Monokultur angelegten Fichten besteht. Wenn Sie den Blick mal in Richtung auf Ihre Füße lenken würden, könnten Sie den sprießenden Jungwald, den Sie beim Bergen des Totholzes mit Harvestern zerstören möchten, sogar sehen.

Ansonsten stelle ich mir auch die Frage, was die Erhaltung einer nicht mehr benötigten Kulturlandschaft mit technischen Mitteln bringen soll? Wenn größere Flächen offen gehalten werden sollen, dann geht das nur mit wirtschaftlichen Anreizen. Es muss sich für Menschen zum Beispiel wieder lohnen Schafe zu halten. Die Comedy als Ersatzschaf, die der BUND mit Motorsense und Benzingestank aufführt, ist doch nur ein Witz im Promillebereich der Landschaft!
Fönix
27.01.2018, 09.49 Uhr
@ Peppone im Grundsatz haben Sie recht,
aber hier dann doch nochmal 2 Hinweise:
Im ersten Absatz beschreiben Sie richtigerweise, dass auf den Flächen zwischen Torfhaus und Goetheweg der Jungwuchs schon gut aufkommt. Was hier passiert kommt natürlicher Sukzession schon recht nahe, aber soetwas dauert seine Zeit. Bis hier wieder naturnaher Hochwald steht, vergehen Jahrhunderte. Man muss Geduld haben und in Baumgenerationen denken, das haben Sie völlig richtig erkannt ! Der neu entstehende Wald darf durchaus einen hohem Fichtenanteil aufweisen, denn diese Art hat ihren natürlichen Lebensraum in unseren Breiten etwa ober 600 mNN und deshalb auch ihre Daseinsberechtigung. Die zuständige Forstverwaltung geht einen mutigen Weg mit dem Ziel, nicht wieder eine forstwirtschaftliche Monokultur mit hoher Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge aufzubauen. Die Widerstände sind enorm, ähnlich wie im bayerischen Wald, wo viele Waldbesitzer eine Rückkehr zur Fichtenplantage einfordern, um von den Ernteerträgen noch selber profitieren zu können. Kann ich irgendwo sogar verstehen, nachhaltig ist eine solche Strategie aber nicht. Wer es sich leisten kann, sollte für seine Kinder und Enkel investieren.

Ihrer Einschätzung im zweiten Absatz möchte ich in Teilen widersprechen. Unzweifelhaft ist der Einsatz von Motorsensen bei den Pflegearbeiten kein guter Kompromiss. Aber besser so als garnicht. Um autochthone Arten zu erhalten, mus schnell reagiert und regelmäßig gearbeitet werden, auch auf kleinen Flächen. Sind die Arten an einem Standort erst mal verschwunden, kann eine Wiederbesiedlung nur erfolgen, wenn es in der Region noch weitere Standorte gibt. Das ist bei seltenen Arten aber eher die Ausnahme als die Regel. Deshalb ist der große Aufwand auch für kleine Flächen gerechtfertigt.

Übrigens: Bodo Schwarzberg ist Ihnen sicher nicht böse, wenn Sie Ihn bei seinen Einsätzen durch Handmaht mit der Sense unterstützen ! ;-)
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