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NICHT VERRÜCKT MACHEN LASSEN!

DVB-T2, Dichtung und Wahrheit

Sonntag, 12. Februar 2017, 10:08 Uhr
Quasi täglich treiben Rundfunk und Fernsehen wegen DVB-T2 eine „andere Sau durch´s Dorf“. Mit einigen „Irrungen“ in allen Medien, teilweise selbst in der offiziellen Homepage http://www.dvb-t2-portal.de/, wird jetzt abgerechnet...


Empfangen Sie Ihr TV-Programm über Kabel oder Satellit und gedenken, daran auch in Zukunft nichts zu ändern, klicken Sie weiter zum nächsten Artikel in diesen Online-Zeitungen. Zuvor sei mir aber mal eine Vermutung gestattet: Wenn die privaten TV-Programme mit DVB-T2 wirklich Geld verdienen, wird man auch über Kabel und Satellit in absehbarer Zeit die kostenlose Verbreitung in SD-Qualität beenden. Merke: Die Bildqualität der HD-Ausstrahlung ist deutlich besser – ob auch die Qualität der Sendungen besser wird, muss man erst abwarten, darf aber verhalten pessimistisch sein.

Womit wir bei der ersten Unwahrheit wären: Die HD-Ausstrahlung der Programme erfordert einen höheren technischen Aufwand, wofür die Erhebung eines „technischen Entgelt in Höhe von 69 Euro pro Jahr“ notwendig ist. Eine Sendung, die in HD-Qualität ausgestrahlt werden soll, muss auch in HD produziert werden. Ein höherer technischer Aufwand entsteht daher für die Normwandlung in SD-Qualität.

Zweite Unwahrheit: DVB-T2-Sender haben eine größere Reichweite. Aber nur, wenn gleichzeitig mit der Umstellung auch die Strahlungsleistung erhöht wird. Dafür muss man entweder die Senderausgangsleistung oder den sogenannten Antennengewinn (abhängig von Antennengröße und Anordnung) erhöhen.

Fast täglich wechselt die Aussage zur Empfangbarkeit von HD-Sendern in PLZ 99734. Über „ARD-Digital“ wurde am 11.02. verbreitet: „Ab 29. März 2017 können Sie an Ihrem Wohnort die öffentlich-rechtlichen Programme (benannt sind im Folgenden 17 Programme) über DVB-T2 HD empfangen.“ Erforderlich sei dafür eine Dachantenne. Andere IT-Quellen wissen noch nichts davon. Bisher strahlt in Thüringen nur ein Sender 6 DVB-T2-Programme aus und zwar in Jena auf den Kernbergen. Dieser kann in Nordhausen sicher nur an einigen wenigen Standorten mit leistungsfähiger Dachantenne empfangen werden. Eine solche Antenne, die auch dort hin ausgerichtet ist, konnte ich auf noch keinem Nordhäuser Dach erkennen.

Am 12.02. ist die „ARD-Digital“-Seite nicht mehr verlinkt und https://www.freenet.tv/empfangscheck meldet wahrscheinlich sogar richtig: „freenet TV befindet sich noch im Ausbau“. Direkt auf http://www.ard-digital.de/empfangs-check erfahren Sie aber auch am 12.02. noch das gleiche wie am 11.02..

Auch hinsichtlich der zu verwendenden Empfangstechnik gibt es unterschiedliche Aussagen. Uneingeschränkt tauglich sind nur Geräte mit einem grünen Logo: Stilisierter Bildschirm, darunter DVB-T2 HD. Andere Geräte benötigen einen neuen Receiver, der für die Verwendung mit älteren Geräten bis hinab zum Gerät mit Bildröhre zwingend einen Scart-Ausgang haben muss.

Wenn Sie Geräte für DVB-T2 auch auf Reisen und im grenznahen Bereich für ggf. ausländische Programme nutzen wollen, bleibt Ihnen ein Blick auf die Liste der installierten Decodierungsprogramme nicht erspart. Dort sollten dann neben dem deutschen H.265 – code mindestens auch H.264 verzeichnet sein.

Uneingeschränkt weiter nutzbar sind fast alle USB-Sticks für den Fernseh-Empfang am Computer. Sie benötigen ggf. nur ein Programm mit neuen Treibern und einer möglichst umfangreichen Decoderliste, in der für Deutschland H.265 enthalten sein muss. Geeignete, auch kostenlose, Programme finden Sie im Internet. Die HD-Privatsender können Sie damit nur sehen, solange sie unverschlüsselt sind. Ob perspektivisch da andere Prinzipien oder Techniken greifen, weiß ich nicht.

Fazit: Wer 1989 vermutet hat, das Normenchaos in Rundfunk und Fernsehen hat ein Ende, hat sich geirrt.

PS: In den nächsten Wochen können Sie an dieser Stelle auch einen kommentierten DAB-Empfangstest lesen.
Jürgen Wiethoff
Autor: red

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