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Neues aus Bad Frankenhausen

„Esperstedt zwischen Kirche und Bürgerhaus“

Donnerstag, 12. Oktober 2017, 19:34 Uhr
Im Rahmen des Netzwerkes historische Sehenswürdigkeiten in Bad Frankenhausen, Esperstedt, Seehausen und Udersleben war es dieses Jahr der Ortsteil Esperstedt, der sich vorstellte. Dazu erreichte kn dieser Bericht...

Unter der Überschrift „Esperstedt zwischen Kirche und Bürgerhaus“ fanden am 29. und 30.September zahlreiche Veranstaltungen statt, die den Ortsteil in Vergangenheit und Gegenwart zeigten.

Alles begann am Abend des Freitags mit einem Konzert in der St.Johannis-Kirche mit Band und Chor „glaubhaft“ aus Sondershausen, welches auf große Resonanz stieß und als gelungene Einstimmung auf den nächsten Tag gesehen wurde.

Der eigentliche Tag Esperstedts begann Samstag schon vor der offiziellen Eröffnung. Zum einen hatte der ortsansässige Rassegeflügelzuchtverein ab 9 Uhr zum Hähnekrähen geladen, einer Tradition, die bei den jährlichen Dorffesten nicht mehr wegzudenken ist. Ebenfalls schon 9 Uhr traf sich eine Gruppe Interessierter am Regionalmuseum in Bad Frankenhausen, um im Rahmen einer Radtour nach Esperstedt über Seehausen das Ried mit den Salzwiesen zu erkunden. Hier hatte freundlicherweise Wolfgang Sauerbier die Führung übernommen.

Auch zahlreiche Seehäuser hatten sich am Ölweg getroffen und schlossen sich der Radtour an.
Der Spielmannszug aus Ringleben umrahmte die offizielle Eröffnung vor dem Bürgerhaus. Neben dem Schirmherrn, dem Bürgermeister der Kurstadt Matthias Strejc, und Ortsteilbürgermeisterin Katy Schmidt hatte Riedprinzessin Doreen Hendrich zahlreiche weitere Hoheiten eingeladen, die dem Ganzen einen durchaus royalen Rahmen gaben.

Natürlichen waren dabei auch die aktuelle Fliederkönigin und der aktuelle Laubkönig. Besonders gut kam in diesem Rahmen die Mitteilung an, dass per Post vom Vortag Esperstedt in die Dorferneuerung aufgenommen worden ist, was spontanen Beifall zur Folge hatte. Mit Beifall wurden auch die Radfahrer begrüßt, die es nicht ganz pünktlich geschafft hatten, was bei der Masse der Infos auf dem Weg durchaus zu verzeihen war.

Um den Dorfplatz in Richtung Kirche hatten die verschiedensten Vereine ihre Stände aufgebaut und stellten sich den Einheimischen und Gästen vor. Dazu kamen die Stände eines kleinen Flohmarktes, an denen jeder nach Herzenslust stöbern konnte.

Pünktlich um 11 Uhr kündigten Orgelklänge von Kantorin Laura Schildmann die Kirchenführung an. Pfarrerin Magdalena Seifert begrüßte schon vor dem Gotteshaus die sehr zahlreichen Neugierigen und übergab dann an ihren Mann, der in gelungener Art über bauliche Besonderheiten im Außenbereich sprach. Großes Staunen riefen dann seine Ausführungen zur bildlichen Ausgestaltung der Emporen hervor, waren sie doch auch für viele Einheimische neu. Ein Rundgang durch das Gotteshaus rundete diese sehr gelungene Veranstaltung ab.

Wer von so viel Kultur Appetit auf mehr bekommen hatte, konnte sich am Bürgerhaus bei Erbsen- oder Gulaschsuppe, Würstchen und Rostbräteln körperlich stärken. Wer weiter Appetit auf Geschichte und Natur hatte, musste sich schon fast sputen, denn für 13 Uhr war eine Flurfahrt angekündigt. Zahlreiche Esperstedter und Gäste nahmen die Gelegenheit wahr, eigentlich „nichts“ zu besichtigen. An der ersten Station bekam man einen Eindruck von der Größe des nicht mehr existierenden Einsatzflughafen Esperstedt, welcher aber von 1935 bis 1945 Bestand hatte, und erfuhr auch etwas aus dessen Geschichte. Weiter ging es durch das Esperstedter Ried in Richtung Udersleben.

Hier waren es die mehr oder weniger nicht mehr sichtbaren Reste des Braunkohlenabbaus in der Esperstedter Flur, welcher von 1798 bis etwa 1948 betrieben worden war. Man bekam wie schon beim Flugplatz ein Gefühl für die Ausmaße und die Bedeutung der Anlagen besonders um die Wende zum 20.Jahrhundert. Heute noch sichtbar, aber auch nur, wenn man es bewusst wahrnimmt, sind Senken im Ackerland, die auf den Einsturz der Stollenanlagen zurückzuführen sind. Letzte Station der schon leicht gekürzten Fahrt war das sogenannte „Judengrab“.

Auch hier in der Nähe wurde Braunkohle abgebaut. Interessanter war aber die Herkunft des Namens. Hier, direkt an der Gemarkungsgrenze zu Ringleben, waren in den Jahren 1850 und 1852 zwei Frauen jüdischen Glaubens bestattet worden. Beides waren Ehefrauen jüdischer Handelsmänner, die in Esperstedt lebten. Eine Bestattung auf einem christlichen Friedhof war nicht möglich. Umso mehr waren die Familien den Einwohnern Esperstedts dankbar, dass hier eine Möglichkeit einer würdigen Bestattung gefunden werden konnte.

Wer keine Lust auf eine Flurfahrt hatte, konnte sich in der Zwischenzeit die Heimatstube des Ortes ansehen. Auch hier war das Ried das Thema. So war ein Modell des Einsatzflughafens zu sehen, welches Christian Koch, ein Esperstedter aus Hannover, in den Neunzigern zusammen mit dem mittlerweile verstorbenen Klaus Beil gebaut hatte und an diesem Tag auch betreute. Dazu gab es Infos zu Esperstedter Störchen und zu Besonderheiten in der Pflanzen- und Tierwelt. Vieles waren Arbeiten des kürzlich verstorbenen Heimatforschers Werner Krugenberg, die dieser bzw. seine Tochter dem Ort und dem Regionalmuseum übergeben hatten.

Der Nachmittag war auch die Zeit, in der sich jeder Gast oder Einheimische von den Backkünsten der Frauen des Ortes überzeugen konnte. Kaffe und Kuchen rundeten nicht nur den Nachmittag, sondern bei manchen Besuchern auch den Bauch ab und sorgten so auch für ein kulinarisches Erlebnis.

Als wäre all dies nicht genug, gab es ab 17 Uhr noch abschließend die Möglichkeit, sich auf dem Saal des Bürgerhauses „Esperstedt in alten Ansichten“ anzuschauen. Auch dies ließen sich zahlreiche „Riedgänse“ und Gäste nicht nehmen. Damit endete ein gelungener Tag für Esperstedt und seine Gäste sowie das Netzwerk historische Sehenswürdigkeiten. Auf ein Neues nächstes Jahr in Udersleben!

Dank für Unterstützung gebührt folgenden Personen und Einrichtungen:
• Regionalmuseum Bad Frankenhausen, besonders Dr. Ulrich Hahnemann, Antje Kuchenbecker und Jens Schreiber, dazu Wolfgang Sauerbier
• Agrar-GmbH Oldisleben
• Spielmannszug Ringleben
• Tischlerei Thiemer Udersleben
• Stadtwerke Bad Frankenhausen, Herr Ritter
• Jugendhilfe- und Förderverein Bad Frankenhausen
• FFw Bad Frankenhausen
• Landwirt Reiner Schmidt Esperstedt, dazu Maik Lange und Dominik Weber
• Ohio Imbiss Esperstedt
• Pfarrerin Magdalena Seifert, Herr Seifert, Kantorin Laura Schildmann, Brigitte Hoffmann, Angelika Eckebrecht
• Carola Koch, Hans-Jürgen Hiller
• Christian Koch
• Cornelia, Doreen und Jürgen Hendrich
• Den Händlern des Flohmarktes
• Allen beteiligten Vereine Esperstedts
• Marina Schüchner, Diana Koch


Katy Schmidt
Ortsteilbürgermeisterin
Autor: khh

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