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Mi, 10:09 Uhr
15.11.2023
Ehrenamtliche des Monats: Cornelia Ketelsen

Das Leben ist kostbar

Wenn sie spricht, merkt man, dass Cornelia Ketelsen viel zu erzählen hat. Nicht nur über sich, sondern über das Leben, über Wertschätzung, Verlust und vor allem über Stärke. Cornelia Ketelsen leitet seit über 30 Jahren ehrenamtlich die Krebsselbsthilfe in Sondershausen...

Vor 33 Jahren erkrankte die damals 26-Jährige an metastasierten Brustkrebs.
Damals war Cornelia Ketelsen gerade Mutter einer 4-jährigen Tochter und ihr Mann hatte eine Fima gegründet. Einen Monat später erhielt sie Diagnose, dass sie todkrank sei. Der gelernten Krippenerzieherin wurde eine Überlebenschance von 5 Jahren mitgeteilt. Damals wollte sie unbedingt 30 werden und die Einschulung ihrer Tochter miterleben. Heute steht sie kurz vor ihrem 60. Geburtstag und ihre Tochter ist erwachsen. Auf Patientenkongressen ist sie für viele Frauen ein Vorbild.

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Akzeptieren und weitermachen ist ihre Devise. Zehn Jahre lang kämpft sie, um zu leben. Die zwei Krebserkrankungen ziehen zwei Chemotherapien, Bestrahlungen und fünf Jahre Hormontherapie sowie viele Operationen nach sich. Seit 2001 gilt sie als krebsfrei, leidet aber seitdem unter den Spätschäden. „Ich kämpfe nicht gegen den Krebs. Er ist ein Teil meines Körpers, der mir eine klare Grenze setzt. Wir leben genau so lange, wie unsere Kraft reicht“, sagt sie ruhig, aber bestimmt.

Ehrenamtliche des Monats: Cornelia Ketelsen (Foto: Stadt Sondershausen) Ehrenamtliche des Monats: Cornelia Ketelsen (Foto: Stadt Sondershausen)


Nur drei Jahre nach ihrer Diagnose beginnt Cornelia Ketelsen mit 29 Jahren die Leitung der Krebsselbsthilfe zu übernehmen. Seitdem hat sie viele betroffene Frauen und ihre Angehörigen betreut, begleitet und beraten. Sie fängt an, zu netzwerken, fährt zu Kongressen, belegt Seminare, bildet sich fort und lässt sich nach dem Bochumer Gesundheitstraining zu einer zertifizierten Trainerin ausbilden. Wissen vermindert Angst. Dieser Slogan hilft ihr, mit der Erkrankung fertig zu werden. In der Psychologie spricht man von Selbstwirksamkeit. „Dieses Gefühl war bei mir ganz stark. Ich wollte immer wissen, was gerade passiert, lernen und auch selbst reflektieren“, sagt sie. Instinktiv habe sie gewusst, dass sie auf ihre Krankheit Einfluss nehmen kann, ohne die Schulmedizin abzulehnen. „Krebs ist multifaktoriell. Es gibt mehr, als nur eine Option, dem Krebs zu antworten“, erklärt sie. Das von Ketelsen praktizierte Gesundheitstraining hat das Ziel, natürliche Selbstheilungskräfte zu unterstützen und zu aktivieren, um bei der seelisch-körperlichen Genesung und Gesunderhaltung mitzuwirken.

Da sie so jung erkrankte, fühlte sie sich in den 90er Jahren mit der Krankheit oft allein. „Ich war die absolute Ausnahme. Heute ist das anders. Es gibt mittlerweile viel mehr junge Frauen, die auch in ihren 20ern schon an Krebs erkranken“, sagt Ketelsen. Der Glaube an verschiedene Heilungsebenen führte ihrer Meinung nach dazu, dass sie heute gesund und stark für Andere sein kann. Zu ihren Aufgaben für das Ehrenamt in der Krebsselbsthilfe gehören Einzelgespräche mit Betroffenen, Angehörigen oder Freunden, Telefonbetreuung, Krankenbesuche, Kontakte zu Behörden und Hilfestellung bei Anträgen sowie die Organisation, Gestaltung und Durchführung von Gruppennachmittagen. Den Frauen in ihrer Selbsthilfegruppe bietet sie ein geborgenes Umfeld, wo sie über alles reden, aber auch lachen oder weinen können.

Auf die Frage, wieviel ihrer Zeit sie für die Krebsselbsthilfe zur Verfügung stelle, antwortet sie: „So viel, wie ich gebraucht werde.“ In der Regel sind das zehn Stunden pro Woche, aber die Grenze zwischen privaten und offiziellen Beratungsgesprächen ist fließend. „Wenn ich irgendwo hingehe, bin ich auch immer Ansprechpartnerin“, sagt sie. Was ihr an ihrer Arbeit gefällt? „Dass ich das, was ich gelernt habe, weitergeben kann. Ich bin ein optimistischer Realist und möchte Hoffnung geben und Vorbild sein.“ Mit ihrem Gesundheitstraining hält sie vor anderen Betroffenen Seminare, mit Kliniken, dem Tumorzentrum in Nordhausen, der Düne e.V., dem Palliativ- und Hospizverein und vielen anderen Vereinen arbeitet sie eng zusammen. Schon über 200 Betroffene konnten von ihrem ehrenamtlichen Gesundheitstraining profitieren.

Das Leben ist kostbar. Für Cornelia Ketelsen ist dieser Satz mehr, als nur ein Wortspiel. Neben der Selbsthilfe und ihrem Gesundheitstraining ist ihr der Aspekt der Nachhaltigkeit wichtig. Mit dem Projekt „Essbare Stadt“ initiiert sie Möglichkeiten, gesundes Essen in der Stadt selbst anzubauen und gleichzeitig mit kreativen Ideen zu verknüpfen. Die Lebensweise, Ernährung, die eigene geistige Einstellung und die positive Energie, die Kreativität auslösen kann – all das sind ihrer Meinung nach Faktoren, die Gesundheit von innen und außen beeinflussen. So entstanden unter ihrer Mitwirkung bereits Blühwiesen mit essbaren Pflanzen, Hochbeete in einer Kleingartenanlage und Baumpflanzungen. In Kooperation mit Schülern des regionalen Förderzentrums Sondershausen und dem Holzbildhauermeister Paul Schneider fertigte sie eine einzigartige Bank aus Eichenholz mit dem Schriftzug „Leben ist kostbar“. Es sind Projekte, wie diese, die Cornelia Ketelsen in ihrem ganzheitlichen Gesundheitstraining für Krebspatienten am Herzen liegen.

Was sie sich für ihr Ehrenamt wünscht? „Vertrauen und Neugierde. Die Menschen sollen kommen, offen und optimistisch sein und mir ihr Vertrauen schenken.“
Autor: red

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