Do, 15:58 Uhr
28.11.2024
Ein »anspruchsvolles« Jahr und trotzdem gilt:
»Kunde first!«
Die einstige Nordthüringer Volksbank kommt aus den Schlagzeilen nicht raus. Das allerdings muss keinen negativen Touch haben, wie der Rückblick auf ein »anspruchsvolles Jahr« zeigt…
Peter Herbst (Foto: VR Bank)
Bittet man Peter Herbst kurz nach seinem 63. Geburtstag um ein Adjektiv zur Beschreibung des zu Ende gehenden Jahres, dann überlegt er einige Zeit und scheint abzuwägen. Er legt sich schließlich fest auf anspruchsvoll”, denn letztlich galt es nicht nur eine weitere Thüringer Bank zu integrieren, sondern zweimal rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine für beide Banken neue Struktur zu bringen. Nebenher liefen die normalen Bankgeschäfte weiter.
Aus zwei VR-Banken in Nord- und in Westthüringen wurde durch zwei Vertreterversammlungen Ende Juni die VR Bank in Thüringen”. Neben der Verdopplung der Mitarbeiterzahl erhöhte sich auch die Zahl der Vorständler. Nun agiert ein vierköpfiges Gremium an der Spitze einer immer noch regionalen Bank, die eine Bilanzsumme von rund zwei Milliarden Euro aufzuweisen hat.
Das, was auf dem Papier so einfach aufzuschreiben ist, geht in der Praxis eher schleichend. Da ist nicht nur die Akzeptanz im Kopf zum neuen Sitz der Neuen” in Mühlhausen und nicht mehr in Nordhausen, da muss bei Kleinigkeiten wie Anrufe von der Vorwahlnummer 03601 erst einmal kurz überlegt werden. Nun ja: 03601-4740 ist ja auch nicht schlecht zu merken.
Noch immer befinden sich die Teams in der Phase des Zusammenfindens, für alle eine neue berufliche Erfahrung. Für Peter Herbst eine Lebenserfahrung. Der kam im Jahr 1990 nach Nordhausen wo sich drei genossenschaftlichen Banken zusammenfanden und leitete die entstandene VR Bank Nordhausen bis zur Fusion mit dem Kyffhäuser Bankern zur Nordthüringer Volksbank im Jahr 1999. Die wuchs durch den Finanzzusammenschluss mit dem Landkreis Sömmerda im Jahr 2003 weiter an und ist nun, vereint mit den Westthüringern, die größte genossenschaftliche Bank in Thüringen.
Warum muss man eigentlich immer größer werden? Da gibt es eine einfache Antwort, es ist die immer weiter ausufernde Regulatorik, die vorwiegend durch die Politik außerhalb unseres Bankenbereiches aufgebaut wurde. Das Berichts- und Meldewesen kann sich eine kleinere Bank kaum noch leisten, wir haben jetzt allein 15 Beauftragte.” In der Beauftragtenliste findet man zum Beispiel den MaRisk-Compliance-Beauftragten, den WpHG-Compliance-Beauftragten, den Informationssicherheits-Beauftragten, den Geldwäsche-Beauftragten oder einen Verfahrens-Beauftragten.
Das Quartett leitet die größte Genossenschaftsbank Thüringens: Marco Schmidt, Ralf Schomburg, Peter Herbst, Mario Werneburg (von links) (Foto: VR Bank)
Neben den Schauplätzen des Zusammenwachsens konnte das reguläre Bankgeschäft nicht vernachlässigt werden. Und so blickt Vorstand Herbst auf zwei unterschiedliche Trends für dieses Jahr: Während das Kreditgeschäft im privaten und gewerblichen Bereich durch zunehmende Zurückhaltung geprägt war und ist, ging es im Wertpapiergeschäft gut nach oben. Nach dem Ende der Niedrigzinsen konnten Kunden ihre Euros wieder dorthin schaffen, wo sie Erträge erwirtschaften: Aktien, Fonds aber auch in Sparprodukte. Kleiner Joke am Rande: Wir haben viele junge Kollegen mit einer super Ausbildung, die jedoch bis dato in ihrem Berufsleben noch kein Sparprodukt an Mann, Frau oder Divers verkauft hatten. Weil es die schlichtweg nicht gab”, gibt Peter Herbst anekdotenhaft zu Protokoll.
Die Prognose für das kommende Jahr beschreibt Peter Herbst als nicht berauschend. Auch wenn sich Politiker aus dem linksgrünen Lager immer noch in der Schönrederei versuchen, überwiegt bei Praktikern eher die Skepsis. Der Arbeitsmarkt wird sich nicht positiv in Bezug auf den Finanzmarkt entwickeln, der Trend junger und jüngerer Arbeitskräfte in Richtung öffentlicher Dienst und Verwaltung wird noch ausgeprägter werden. Die VR Bank in Thüringen muss dagegenhalten. Muss attraktiv bleiben und gleichzeitig attraktiver werden. Allerdings, und da ist sich Herbst sicher, das weitere Festhalten am Home Office wird keine Lösung aus volkswirtschaftlicher Sicht sein.
Bei all dem, was die genossenschaftlichen Banken in Nordthüringen und Westthüringen in diesem Jahr organisatorisch und regulatorisch abgeliefert haben, bleibt das Geschäft mit dem Geld der Kunden der Mittelpunkt allen Agierens. Solange ich da bin", sagt Peter Herbst zum Ende des Gesprächs, gelte: Kunde first!”
Peter-Stefan Greiner
Autor: psgPeter Herbst (Foto: VR Bank)
Bittet man Peter Herbst kurz nach seinem 63. Geburtstag um ein Adjektiv zur Beschreibung des zu Ende gehenden Jahres, dann überlegt er einige Zeit und scheint abzuwägen. Er legt sich schließlich fest auf anspruchsvoll”, denn letztlich galt es nicht nur eine weitere Thüringer Bank zu integrieren, sondern zweimal rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine für beide Banken neue Struktur zu bringen. Nebenher liefen die normalen Bankgeschäfte weiter.
Aus zwei VR-Banken in Nord- und in Westthüringen wurde durch zwei Vertreterversammlungen Ende Juni die VR Bank in Thüringen”. Neben der Verdopplung der Mitarbeiterzahl erhöhte sich auch die Zahl der Vorständler. Nun agiert ein vierköpfiges Gremium an der Spitze einer immer noch regionalen Bank, die eine Bilanzsumme von rund zwei Milliarden Euro aufzuweisen hat.
Das, was auf dem Papier so einfach aufzuschreiben ist, geht in der Praxis eher schleichend. Da ist nicht nur die Akzeptanz im Kopf zum neuen Sitz der Neuen” in Mühlhausen und nicht mehr in Nordhausen, da muss bei Kleinigkeiten wie Anrufe von der Vorwahlnummer 03601 erst einmal kurz überlegt werden. Nun ja: 03601-4740 ist ja auch nicht schlecht zu merken.
Noch immer befinden sich die Teams in der Phase des Zusammenfindens, für alle eine neue berufliche Erfahrung. Für Peter Herbst eine Lebenserfahrung. Der kam im Jahr 1990 nach Nordhausen wo sich drei genossenschaftlichen Banken zusammenfanden und leitete die entstandene VR Bank Nordhausen bis zur Fusion mit dem Kyffhäuser Bankern zur Nordthüringer Volksbank im Jahr 1999. Die wuchs durch den Finanzzusammenschluss mit dem Landkreis Sömmerda im Jahr 2003 weiter an und ist nun, vereint mit den Westthüringern, die größte genossenschaftliche Bank in Thüringen.
Warum muss man eigentlich immer größer werden? Da gibt es eine einfache Antwort, es ist die immer weiter ausufernde Regulatorik, die vorwiegend durch die Politik außerhalb unseres Bankenbereiches aufgebaut wurde. Das Berichts- und Meldewesen kann sich eine kleinere Bank kaum noch leisten, wir haben jetzt allein 15 Beauftragte.” In der Beauftragtenliste findet man zum Beispiel den MaRisk-Compliance-Beauftragten, den WpHG-Compliance-Beauftragten, den Informationssicherheits-Beauftragten, den Geldwäsche-Beauftragten oder einen Verfahrens-Beauftragten.
Das Quartett leitet die größte Genossenschaftsbank Thüringens: Marco Schmidt, Ralf Schomburg, Peter Herbst, Mario Werneburg (von links) (Foto: VR Bank)
Neben den Schauplätzen des Zusammenwachsens konnte das reguläre Bankgeschäft nicht vernachlässigt werden. Und so blickt Vorstand Herbst auf zwei unterschiedliche Trends für dieses Jahr: Während das Kreditgeschäft im privaten und gewerblichen Bereich durch zunehmende Zurückhaltung geprägt war und ist, ging es im Wertpapiergeschäft gut nach oben. Nach dem Ende der Niedrigzinsen konnten Kunden ihre Euros wieder dorthin schaffen, wo sie Erträge erwirtschaften: Aktien, Fonds aber auch in Sparprodukte. Kleiner Joke am Rande: Wir haben viele junge Kollegen mit einer super Ausbildung, die jedoch bis dato in ihrem Berufsleben noch kein Sparprodukt an Mann, Frau oder Divers verkauft hatten. Weil es die schlichtweg nicht gab”, gibt Peter Herbst anekdotenhaft zu Protokoll.
Die Prognose für das kommende Jahr beschreibt Peter Herbst als nicht berauschend. Auch wenn sich Politiker aus dem linksgrünen Lager immer noch in der Schönrederei versuchen, überwiegt bei Praktikern eher die Skepsis. Der Arbeitsmarkt wird sich nicht positiv in Bezug auf den Finanzmarkt entwickeln, der Trend junger und jüngerer Arbeitskräfte in Richtung öffentlicher Dienst und Verwaltung wird noch ausgeprägter werden. Die VR Bank in Thüringen muss dagegenhalten. Muss attraktiv bleiben und gleichzeitig attraktiver werden. Allerdings, und da ist sich Herbst sicher, das weitere Festhalten am Home Office wird keine Lösung aus volkswirtschaftlicher Sicht sein.
Bei all dem, was die genossenschaftlichen Banken in Nordthüringen und Westthüringen in diesem Jahr organisatorisch und regulatorisch abgeliefert haben, bleibt das Geschäft mit dem Geld der Kunden der Mittelpunkt allen Agierens. Solange ich da bin", sagt Peter Herbst zum Ende des Gesprächs, gelte: Kunde first!”
Peter-Stefan Greiner
Kommentare
Bisher gibt es keine Kommentare.
Kommentar hinzufügenEs gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.