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Vernetzungsstelle warnt: Gesundheitsförderung verliert

Schulverpflegung gerät zunehmend ins Abseits

Freitag, 30. April 2021, 10:14 Uhr
Wie lässt sich die Schulverpflegung in Pandemie-Zeiten aufrechterhalten? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Essenanbieter und Schulen konfrontiert – und wie können sie unterstützt werden? Fragen wie diese stellte die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thüringen verschiedenen Schulen und Essenanbietern bei einer Umfrage zum Thema Essenversorgung...

Insgesamt ging die Nutzung der Schulverpflegung in den letzten Monaten stark zurück. Seit über einem Jahr kämpfen die Schulen mit den Auswirkungen der Corona-Krise. Dabei geht es natürlich in erster Linie darum, Unterrichtsausfälle so weit wie möglich zu vermeiden. „Trotz allem brauchen Kinder und Jugendliche eine ausgewogene Verpflegung während ihres Schultages, die ihre Gesundheit und Konzentration fördert“, sagt Alexandra Lienig, Projektleiterin der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thüringen.

Wegen der Pandemie nutzten jedoch deutlich weniger Schülerinnen und Schüler das Mittagsangebot. So ging die Beteiligung der Grundschüler am Schulessen im eingeschränkten Regelbetrieb laut der Umfrage um etwa 13 Prozent zurück, an den weiterführenden Schulen sogar um 50 Prozent. An der nicht repräsentativen Umfrage im März 2021 hatten 12 Prozent aller Thüringer Schulen und 27 Prozent der rund 100 angefragten Essenanbieter teilgenommen, darunter zumeist kleine und mittelständische regionale Unternehmen.

Den Rückgang bei den Bestellungen spürten die Thüringer Essenanbieter deutlich. Sie bereiteten weniger als die Hälfte der Mahlzeiten zu wie üblich. Um ihre Produktion planbarer zu machen, boten sie weniger Menüs an oder reichten stark nachgefragte Gerichte und einfache Essen wie Suppen aus.

Obwohl weniger Essen bestellt wurde, gaben 40 Prozent der Essenversorger an, dass das Müllaufkommen gestiegen ist. Zum einen gaben Anbieter das Schulessen meist abgepackt in Assietten aus. Weitere Hygieneauflagen wie Masken, Handschuhe, einzeln verpackte Bestecke und darüber hinaus mehr Lebensmittelabfälle durch vergessene Stornierung schlugen ihrerseits negativ auf die Müll-Bilanz, von den finanziellen Mehrbelastungen ganz zu schweigen.

Vernetzungsstelle fordert mehr Wertschätzung
„Die Pandemie hat bei den Anbietern deutliche wirtschaftliche Spuren hinterlassen. So wissen einige von ihnen noch nicht, ob und wie es für sie weitergehen wird. Wenn die vielfältige und regionale Anbieterlandschaft in Thüringen erhalten bleiben soll, dann muss jetzt gegengesteuert werden,“ sagt Alexandra Lienig. Dafür brauche es zum einen den politischen und gesellschaftlichen Willen sowie die Wertschätzung, ein so wertvolles Gut wie die Schulverpflegung zu erhalten. Zum anderen sei eine deutlich bessere Kommunikation mit den Schulträgern und Schulen notwendig. Immerhin gaben zwei Drittel der befragten Caterer an, mit dieser nur teils oder gar nicht zufrieden zu sein. Sie wünschten sich vor allem eindeutige, rechtzeitige und insbesondere einheitliche Vorgaben.

„Trotz wirtschaftlicher Sorgen haben viele Anbieter gezeigt, wie flexibel und kreativ sie auch in der Krise arbeiten“, sagt Alexandra Lienig. „Sie können diesen Kraftakt jedoch nicht allein meistern. Jetzt ist es an den Entscheidungsträgern der Thüringer Schullandschaft, für Planungssicherheit bei den regionalen Essenanbietern zu sorgen und sie im Erhalt um ihre Existenz zu unterstützen. Insbesondere dann, falls es für die Schulen im Herbst noch keine Rückkehr in den Regelbetrieb geben sollte.“

Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thüringen informiert, begleitet und vernetzt die verschiedenen Akteur*innen im Bereich der schulischen Gemeinschaftsverpflegung. Sie unterstützt die Weiterentwicklung hin zu mehr Qualität und stellt vielfältige Materialien und Medien zur Verfügung. Die Vernetzungsstelle ist ein Projekt unter dem Dach der Verbraucherzentrale Thüringen, welches vom TMMJV gefördert wird. Weitere Informationen: www.schulverpflegung-thueringen.de
Autor: red

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