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Übern Tellerrand geschaut: Farbverwirungen in Erfurt

Bunt-Weiß statt Rot-Weiß

Donnerstag, 10. Juni 2021, 17:25 Uhr
Der Juni ist ja bekanntlich der "Pride Month“. Deshalb wollten die Verantwortlichen des größten Fußballclubs der Landeshauptstadt, einstiger DDR-Meister und Europacup-Teilnehmer, ein deutliches Zeichen für Toleranz, Vielfalt und gegen Diskriminierung setzen…


Im einzigen Bundesland mit einer sozialistischen rot-rot-grünen Regierung und einem linken Ministerpräsidenten sollte das möglichst öffentlichkeitswirksam und nachhaltig geschehen. Weil ihr Vereinsname nun ohnehin von Farben geprägt ist, beschlossen die rot-weißen Verantwortungsträger, die rote Farbe im Vereinslogo für den „stolzen Monat“ Juni durch die Farben des Regenbogens zu ersetzen. (In politisch korrekter Sprache heisst das allerdings nicht mehr „Regenbogen-Fahne“, sondern „LGBTQ+ Flagge“). Diese Buchstaben stehen für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und queere Menschen.

Das Fußball-Internet-Portal FuPa konstatierte nach der Ausführung der außergewöhnlichen Stellungnahme „ein kleines Social-Media-Gewitter“, das die mit den Anhängern des Vereins nicht abgesprochene Aktion ausgelöste habe. Die Bezeichnung „shitstorm“ wäre für dir heftigen Reaktionen der Rot-Weiß-Fans und der Vereinsmitglieder aber auch nicht völlig falsch gewesen.

Dabei kritisieren die Anhänger hauptsächlich die Tatsache, dass an das ihnen heilige Symbol ihres geliebten Vereins Hand angelegt wurde.
Von Vereinsseite wurde daraufhin Einsicht signalisiert und der Vorstand erklärte öffentlich: „Wir verstehen, dass für die Kommunikation unseres Standpunktes die Anpassung des Logos nicht zwingend notwendig war“. Als Alternative zur neuen Farbgebung des rot-weißen Wappens wurde kurzerhand der Hintergrund des traditionellen rot-weißen Vereinslogos in die Regenbogenfarben gefärbt.

Die meisten Fans, ursprünglich mehr an ihrem Verein und dem Fußballsport interessiert als an sexuellen Solidaritätsbekundungen ihres Präsidiums, sind jedoch weiter aufgebracht und verstehen eine solche Politisierung des Vereinslebens nicht. In den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen folglich weit auseinander. Während die einen angesichts der teilweise harschen Kritik sofort „die Faschos aus den Löchern kriechen“ sehen, fragen sich andere sarkastisch, wann denn der ukrainische oder schwedische Monat käme, zu dem der Verein Stellung beziehen und den Hintergrund dann blau-gelb einfärben müsste.

Ganz in der festen Überzeugung moralischer Überlegenheit und eine wichtige solidarische Haltung offenbart zu haben läßt sich der Vereinsvorstand in seinem Handeln aber nicht anfechten und verkündet auf der Vereinsseite: "Ohne von unserem Ziel, weiterhin ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen, abzuweichen, werden wir die Farben der LGBTQ+ Flagge in einem anderen Rahmen weiterhin auf unserer Homepage und auf unseren Social-Media-Kanälen präsentieren. Die Farben fassen ab sofort und bis einschließlich 30.06.2021 das Logo des FC Rot-Weiß Erfurt ein. Der FC Rot-Weiß Erfurt steht für Vielfalt und Toleranz und wird sich immer wieder gegen sämtliche Formen von Diskriminierung aussprechen. Die Kritik an der Änderung des Logos können wir nachvollziehen, die Kritik an der Aktion als solche jedoch auf keinen Fall. Kommentare unter den Social-Media-Beiträgen, die beleidigend oder diskriminierend sind, werden auch zukünftig nicht geduldet.“

Ob die Spieler der ersten Männermannschaft ihr anstehendes Pokalspiel in regenbogenfarbenen Leibchen, Hosen und Stutzen antreten oder die wahrscheinlich wieder zugelassenen Fans am Stadioneingang mit persönlichen Regenbogen-Winkelementen ausgestattet werden, ist noch nicht bekanntgegeben worden. Aber der „Pride month“ hat ja auch erst begonnen.
Olaf Schulze
Autor: osch

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