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NABU

Vogel des Jahres 2022 gesucht

Sonntag, 10. Oktober 2021, 08:32 Uhr
Mehlschwalbe, Steinschmätzer, Wiedehopf, Feldsperling und Bluthänfling - einer dieser fünf Vögel soll im kommenden Jahr das Rotkehlchen als "Vogel des Jahres" beerben. Wer die Wahl gewinnt, kann zum zweiten mal jeder mitbestimmen...

Zum zweiten Mal lassen der NABU und sein bayerischer Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) den Vogel des Jahres dann öffentlich wählen. Jede und jeder kann mitbestimmen, wer der neue Jahresvogel wird.

Laut Klaus Lieder, Vogelexperte beim NABU Thüringen, hatten sich bei der ersten öffentlichen Wahl zum Vogel des Jahres über 455.000 Menschen beteiligt. Angesichts des enormen Interesses am Naturschutz und an der heimischen Vogelwelt war für den NABU schnell klar, dass die Vogelwahl auch für die kommenden Jahre in die Hände all derer gelegt wird, die sich beteiligen wollen.

Aus den 307 in Deutschland lebenden Arten haben die Vogelkundlerinnen und -kundler des NABU fünf Arten ausgesucht, die sich zur Wahl stellen. Für den Jahresvogel 2022 ins Rennen gehen: Mehlschwalbe, Steinschmätzer, Wiedehopf, Feldsperling und Bluthänfling. „Jeder der fünf Vögel steht für ein Naturschutzthema, das unsere Aufmerksamkeit braucht“, erklärt Klaus Lieder. „Mit Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf stehen zudem gleich drei Zugvogelarten auf der Wahlliste. Zugvögel leiden besonders stark unter dem Klimawandel, da sie auf intakte Verhältnisse an mehreren Orten der Welt angewiesen sind.“ Die einzelnen Kandidaten werden mit einem eigenen Wahlkampfslogan in Rennen geschickt. Vogelfreundinnen und Vogelfreunde können damit für ihren Lieblingsvogel Wahlkampf betreiben.

Die Mehlschwalbe hat als Insektenfresser und Gebäudebrüter gleich zwei Probleme, die ihren Bestand gefährden: Durch das Insektensterben hat sie weniger Nahrung zur Verfügung. Und ihre Nistplätze werden häufig etwa bei Gebäudesanierungen entfernt. Ihr Wahlkampfslogan lautet darum: „Mieterschutz für Vögel!“

Der Steinschmätzer ist wie die Mehlschwalbe ein Langstreckenzieher und mit 30.000 Kilometern Jahreszugstrecke rekordverdächtig unter den Singvögeln. NABU-Experte Lieder berichtet: „Bei uns in Thüringen kommt der Steinschmätzer leider nur noch ganz vereinzelt vor. Die Art ist vom Aussterben bedroht, weil sie immer weniger Lebensraum zur Verfügung hat. Der Steinschmätzer braucht als Bodenbrüter ein vegetationsarmes Gelände mit freier Sicht, um dort nach Insekten zu jagen.“ Darum geht er mit dem Slogan „Mut zur Brache!“ ins Rennen.

Der Wiedehopf ist mit seinem langen Schnabel und den orangefarbenen Scheitelfedern der optisch spektakulärste Kandidat. Er lebt ausschließlich in besonders warmen Gegenden in Deutschland, etwa am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg. „Nachdem der Wiedehopf viele Jahrzehnte ganz verschwunden war, kommt er in Thüringen als Brutvogel wieder sehr selten vor. Auf dem Durchzug kann man ihn allerdings regelmäßiger beobachten“, sagt Klaus Lieder. „Die Art wäre allerdings deutlich häufiger, wenn es mehr halboffene Landschaften mit vielen Insekten gäbe, wie Weideflächen oder pestizidfreie Weinberge.“ Der Wahlkampfspruch des Wiedehopfs heißt: „Gift ist keine Lösung!“

Feldsperlinge dürfte jeder und jede schon einmal gesehen haben. Wie die Haussperlinge haben sie sich den Menschen angepasst und leben oft in unseren Siedlungen. In Thüringen ist der Vogel mit dem schwarzen Fleck auf der Wange zwar noch häufig, aber ihm fehlt es an der notwendigen Nahrung. Sie ernähren sich in erster Linie von Samen. Darunter fallen beispielsweise auch Getreidekörner und Samen von Wildkräutern. Die Jungtiere bevorzugen nach dem Schlüpfen eine tierische Kost, die meist aus kleineren Insekten oder deren Larven besteht. Übertriebene Landschaftspflege und Einsatz von Pestiziden machen der Art das Leben schwer. Für Feldsperlinge ist auf den Feldern zudem auch nicht mehr viel zu holen, da diese nach der Ernte schnell umgebrochen werden und die Getreidereste nicht mehr zu finden sind. Der Feldsperling brütet in Baumhöhlen oder Nistkästen und fordert auch deshalb: „Ohne Gehölz, ohne mich!“

Der gruselige Name täuscht: Bluthänflinge sind keine Greifvögel, sondern eine kleine Finkenart mit roter Brust und einer Vorliebe für vegetarische Kost wie Körner, Samen und Früchte. Ihr Bestand ist gefährdet, weil sie in monotonen Ackerlandschaften keine Heimat finden. Auch diese Art leidet wie der Feldsperling unter Nahrungsmangel. Der Bluthänfling fordert für seinen Brutplatz: „Mehr Hecken zum Verstecken!“

Bis zum Vormittag des 18. November kann abgestimmt werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.

Mehr Infos und Teilnahme an der Abstimmung: www.NABU-Thueringen.de
Autor: red

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