kyffhaeuser-nachrichten.de
AUCH JOURNALISTEN HABEN ES NICHT LEICHT

Anfeindungen und die Folgen

Freitag, 05. August 2022, 10:23 Uhr
Die Impfärztin Lisa-Maria Kellermayr ist tot. Die Österreicherin nahm sich das Leben. Sie wurde nur 36 Jahre alt. Von Einschüchterungen bis zu Morddrohungen aus der Impfgegner-Szene hatte sie auf ihrer Webseite berichtet und letztlich ihre Praxis infolge unzumutbarer Arbeitsbedingungen geschlossen...


Der Tod der Ärztin macht deutlich, wohin die Verrohung des gesellschaftlichen Klimas führt. Es bedarf keiner Aussage des Präsidenten der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, um zu wissen, das auch in Deutschland die Hemmschwelle sinke, Ärztinnen und Ärzte Drohbriefe erhielten und verbal angegriffen würden.

Betroffen sind Mediziner auch in unserer Nähe. Die halten sich bedeckt, wollen nicht genannt werden. Sie nehmen sich zwar nicht gleich das Leben, aber die Sorgen bleiben. Lisa-Maria konnte sich keinen Personenschutz, schon gar nicht eine gepanzerte Limousine wie Gesundheitsminister Lauterbach leisten.

Auch Journalisten haben es nicht leicht. Eine Betrachtung über die AfD und schon wird man der Nazi-Szene zugeordnet. Ein kritischer Bericht über Corona-Demonstrationen und schon macht das Wort von der Lügenpresse die Runde. Man kann in einer Redaktion über alles reden, diskutieren, streiten. Lästerhafte, zynische Reden als Teil des kritischen Selbstverständnisses halten – aber schreiben? Besser mit Vorbehalt!

Dass ein lokales Medium den Oberbürgermeister einer Kreisstadt auf den Magen schlug und er einen Redakteur am liebsten auf dem Mond sehen würde, ist das Ergebnis kritischer Berichterstattung. Der Kollege einer Lokalredaktion beklagte in einem Gespräch mir gegenüber den Hass gewisser Leute, dem sie ausgesetzt seien, wenn sie gewisse Szenen und Ereignisse kritisch beleuchteten. Die Journalisten in den lokalen Medien bekommen das besonders zu spüren, da sie vielen Menschen bekannt sind.

Recht hat der Kollege: da schwindet mit der Zeit die Lust an einer kritischen Berichterstattung. Das Medium wird zahmer. Da wird nur noch registriert, ein Ereignis oder eine Sache beschrieben. Immer weniger kühn hinterfragt, obwohl es angebracht wäre.

Wenn, wie in „Da bin ich weg – für immer“ die Teilnehmer einer Zusammenkunft die Ablösung der Regierung fordern, aber nichts, aber auch gar nichts als Alternative zu bieten haben, ist das einer Betrachtung im Nachhinein wert. Darum die Frage in dem Beitrag „Nur ein Sturm im Wasserglas?“ Wie kaum anderswo konnten sich Leser dazu äußern. Nun ja, Journalisten sind einiges gewohnt.

Seit ihr zum zahnlosen Tiger geworden?, fragte mich heute ein aufmerksamer Leser. Seine Frage erstaunte mich. Im ersten Moment. Objektiv betrachtet gebe ich dem Mann Recht. Wie kein anderes lokales Medium hatte es biss. Geschliffene Kommentare, hart aber fair. Anerkennung bei vielen Lesern einerseits, Ärgernisse andererseits. Ärger, Beleidigungen - die Personen, die da unter Nicknamen schreiben, werden wohl wissen, warum sie das tun.

Zum zahnlosen Tiger will und wird sich diese Zeitung nicht degradieren.
Kurt Frank
Autor: psg

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2024 kyffhaeuser-nachrichten.de