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Di, 00:34 Uhr
21.02.2012

"Emersian" im Panorama

Am vergangenen Freitagabend (17.2.) gastierte das Trio EMIRSIAN in der Eingangshalle des Panorama Museums und bot ein intensives Programm zwischen anglo-amerikanischer Songwriterkunst (eine Art melancholisch-eindringlichem Folkpop) und armenischen Tradionals bzw. selbst geschriebenen Liedern mit armenischen Texten. Eine Nachbetrachtung kommt von Fred Böhme...

EMIRSIAN spielten dieses Mal in der Besetzung: Aren Emirze - Gesang und akustische Gitarre, Regina Schmitz - Gesang und Elektrobass und Oliver Rüger E-Gitarre. Der Abend war etwas für Freunde der leisen Melancholie und der schönen Traurigkeit und weniger für Anhänger lauter Karnevalsfröhlichkeit und EMIRSIAN boten dieses Mal ein stark armenisch geprägtes Programm. Spätestens mit der Veröffentlichung seiner jüngsten CDs durfte das wohl auch erwartet werden.

"Emersian" im Panorama (Foto: Fred Böhme) "Emersian" im Panorama (Foto: Fred Böhme)

Gleich zum Auftakt das Stück "Mardigi Yerk", womit er etwas holprig den Abend begann, denn irgendwie war dieses Mal der Wurm drin. Auf der Anfahrt von Frankfurt/Main nach Bad Frankenhausen erst eine Reifenpanne, dann Stau … dennoch waren die drei rechtzeitig im Panorama Museum. Arens Bouzouki klang furchtbar verstimmt im Soundcheck und spätestens im Stück "Dialogue" mit dem grandiosen Bouzouki-Solo riss eine Saite. Dann gab es anfängliche Abstimmungsprobleme zwischen den Musikern und da erfasste Aren ein Heiterkeitsanfall, der so gar nicht zur Stimmung seines vorgetragenen Liedes passen wollte und den er nur mit Mühe zu unterdrücken vermochte. Das Publikum verübelte ihm das nicht, nahm es eher gelassen.

Schon sein "Still You" markierte einen ersten Höhepunkt. Der Song beginnt mit ein paar Neil-Young-verdächtigen Akkorden auf der akustischen Gitarre, der Gesang setzt ein, folgt aber einer ganz eigenen Melodie, verlässt plötzlich die Tonlage, eine kurze Pause und es setzt der ohrwurmverdächtige Refrain ein. Arens Songs sind sehr eigen, mitunter irgendwie fragmentarisch, dann wieder ganz simpel strukturiert. Immer wieder weisen sie überraschende tonale Dissonanzen auf, so dass sein Mitmusiker Oliver Rüger nach dem Konzert eingestand, dass freie Improvisationen auf der E-Gitarre bei Arens Stücken für ihn kaum möglich sind, sie ihm eher volle Konzentration abverlangen und er sie minutiös einstudieren muss. Befreit spielte er vor allem bei den traditionellen armenischen Liedern auf, die weniger brüchig und stärker harmonisch angelegt sind.

Dennoch muss gesagt werden, dass auch die englischen Stücke EMIRSIANs durchaus prägnant sind. Sehr schön auch der Satzgesang zwischen Aren und Regina. Immer wieder erzählte Aren kleine Anekdoten aus seinem Leben, auf die die Lieder Bezug nehmen, wie das "Seta", das ihn an seine Mutter erinnerte oder dieses grandiose Schlusslied "Achtschig Siruanag" aus der Feder seines Vaters. Sicher wäre es interessant gewesen, mehr über die Texte der Lieder zu erfahren und der Hinweis, dass der Schlusssong irgendwie mit der Liebe seines Vaters zu einer sehr blonden Frau zu tun hatte, die natürlich nicht seine Mutter war, befriedigte dieses Informationsbedürfnis nur unvollkommen. Doch war er leider nicht mitteilsamer und die einzige Armenierin im Publikum war zu schüchtern, um die Übersetzerrolle zu übernehmen. Natürlich fehlte auch in diesem Konzert nicht der Hinweis auf den Genozid an den Armeniern und die überfällige Anerkennung dieser Tatsache durch die türkische Regierung.

Insgesamt ist EMIRSIAN anders als sein krachig-lärmiges Band-Projekt HARMFUL Arens Suche nach den eigenen Wurzeln und der leisen, melancholischen Erinnerung vorbehalten und nicht zufällig war das Todesjahr seines Vaters die Geburtsstunde dieser Band im Jahre 2003. Den nicht sehr zahlreichen Musikfreunden - es waren gerade mal 40 Gäste zu diesem Konzert gekommen - gefiel der Abend anscheinend sehr gut, denn EMIRSIAN wurden gleich mehrere Zugaben abgetrotzt und viele verließen erst den Veranstaltungsort, nachdem sie eine CD des Trios erworben zu hatten.
Text und Fot: Fred Böhme
Panorama Museum
Autor: khh

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