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Do, 08:29 Uhr
25.05.2023
Anteil innovativer Unternehmen sinkt

Deutschland muss innovativer werden

Immer mehr Firmen ziehen sich aus dem aktiven Innovationsgeschehen zurück. Allein in den zurückliegenden drei Jahren ist der Anteil der Unternehmen, die nicht aktiv nach
Neuerungen suchen, auf fast 40 Prozent angestiegen, meldet die Bertelsmann-Stiftung...

Der Anteil innovativer Unternehmen in Deutschland sinkt rapide. Nur noch jedes fünfte deutsche Unternehmen kann heute als besonders innovativ bezeichnet werden. 2019 galt dies noch für jeden vierten Betrieb. Dagegen ist allein in den zurückliegenden drei Jahren der Anteil der Unternehmen, die nicht aktiv nach Neuerungen suchen, von 27 auf 38 Prozent gewachsen. Diese Entwicklung gefährdet den Wohlstand und die Rolle Deutschlands in der Nachhaltigkeitstransformation. Dies zeigt eine aktuelle Studie der IW Consult im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

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Auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene lässt sich ein Rückgang der Innovationstätigkeit beobachten. So liegt der innovative Output der gesamten Unternehmenslandschaft 2022 um 15 Prozent unter dem Niveau von 2019. „Diese Entwicklung wird schwerwiegende Folgen für die Stellung deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten haben“, sagt Armando García Schmidt, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung. „Unsere Studie zeigt klar, dass Unternehmen wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger gegen Krisen sind, je stärker ihr Innovationsprofil ist. Innovationsstarke Firmen leisten auch einen dynamischeren Beitrag zur Beschäftigungsentwicklung. Unser Wohlstand ist massiv gefährdet, wenn immer weniger Unternehmen sich als technologische Vorreiter sehen oder sich nicht mehr an tiefgreifende Neuerungen wagen.“

Starke Unterschiede zwischen Innovativen Milieus
Das Konzept der „Innovativen Milieus“ wurde 2019 entwickelt. Für die zweite Untersuchung wurden mehr als 1.000 deutsche Unternehmen befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Unternehmenslandschaft. Auf dieser Grundlage lassen sich sieben „Innovative Milieus“ identifizieren. An der Spitze stehen die „Technologieführer“ und „Disruptive Innovatoren“. Sie stagnieren beziehungsweise schrumpfen. Stark wachsen hingegen die Milieus der „Zufälligen Innovatoren“ und der „Unternehmen ohne Innovationsfokus“.

Corona verschärft das Ungleichgewicht
Mehr als ein Viertel aller Unternehmen hat geplante Innovationsaktivitäten während der Corona-Pandemie verschoben oder ganz abgesagt. Die Corona-Pandemie hat die innovationsfernen Unternehmen dabei noch risikoscheuer und weniger innovativ werden lassen. 42 Prozent der Unternehmen in den Milieus, die ohnehin ein eher zurückhaltendes Innovationsprofil hatten, haben ihre Innovationsaktivitäten während der Pandemie verschoben oder ganz abgesagt. Bei den beiden innovationsstärksten Milieus waren es nur zehn Prozent.

Die Studie zeigt auch, dass wirtschaftlicher Erfolg und Beschäftigungsdynamik eng mit dem Innovationsprofil der Unternehmen zusammenhängen. So liegt die Nettoumsatzrendite bei den innovationsstärksten Milieus um 27 Prozent über dem Durchschnitt aller Unternehmen. Und selbst in den zum Teil bereits durch Corona geprägten Jahren zwischen 2018 und 2021 verzeichneten die innovationsstärksten Unternehmen im Schnitt einen doppelt so hohen Beschäftigtenzuwachs wie der Durchschnitt aller Unternehmen.

Innovative Unternehmen treiben Nachhaltigkeitstransformation besonders stark
Die Unternehmen der innovationsstärksten Milieus leisten zudem deutlich mehr für die Nachhaltigkeitstransformation. Rund 80 Prozent aller „Technologieführer“ und „Disruptiven Innovatoren“ setzen Prozess- und Produktinnovationen mit dem Ziel höherer Nachhaltigkeit um. 62 Prozent der Betriebe aus diesen beiden Milieus versuchten sich auch bewusst an Geschäftsmodellinnovationen. „Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass die innovationsaktiven Betriebe sich stärker um umfassende Lösungen bemühen als andere Unternehmen und ihnen bewusst ist, wie sehr die Nachhaltigkeitstransformation sie fordert“, so García Schmidt. Nur 16 Prozent der eher innovationsfernen Milieus befassen sich mit Geschäftsmodellinnovationen, um die Transformation aktiv anzugehen.

Auswirkungen werden unterschätzt
„Innovationszyklen werden immer kürzer. Um eine Neuerung zu entwickeln und am Markt zu etablieren, muss zudem immer mehr Kapital aufgewendet werden. Vielfach fehlen auch die notwendigen Fachleute.“ Dies sind laut García Schmidt einige der Ursachen dafür, dass sich gerade viele kleine und mittlere Unternehmen aus der Innovationstätigkeit zurückziehen. „Aber wenn es die deutsche Wirtschaft nicht schafft, wieder in der Breite innovativer zu werden, drohen schwerwiegende Auswirkungen. Wer weniger innovativ ist, ist weniger wettbewerbsfähig und widerstandsfähig gegen Krisen. Wohlstandseinbußen sind die Folge.“

Aber auch die große Herausforderung der Nachhaltigkeitstransformation kann nicht ohne eine Vielzahl innovationsfreudiger Unternehmen gelingen. „Aktuell brauchen wir viele technologische Lösungen auf dem Gebiet der Klimaneutralität – Beispiel Wärmepumpen. Die Politik drängt aber schon auf den nächsten Schritt – eine ressourcenschonende zirkuläre Wirtschaft. Aktuell wird an einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie gearbeitet“, so der Experte der Bertelsmann Stiftung. „Deutsche Unternehmen haben jetzt noch die Chance, hier weltweit an der Spitze zu sein und technologische Standards für zirkuläre Lösungen zu setzen. Dazu müssen sie aber jetzt ihr Innovationsprofil stärken.“

Schlüssel für den innovativen Erfolg ist vor allem die Vernetzung mit Lieferanten, Kunden, Start-ups und besonders mit der Wissenschaft. „Wir fordern Unternehmen und Hochschulen auf, stärker aufeinander zuzugehen. Vernetzung und Transfer auf regionaler Ebene hilft gerade kleinen und mittleren Unternehmen, wieder zur technologischen Spitze aufzuschließen.“
Autor: red

Kommentare
N. Baxter
25.05.2023, 12.04 Uhr
Innovationsgeist
setzt auch ein gewisses Maß an Bildung voraus.
Wie soll das aktuell und zukünftig aufgebaut werden, wenn man lieber die Investitionen in Rüstung als in Bildung anlegt???
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