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Mi, 11:33 Uhr
15.02.2012

Mehr Antibiotika für Kinder im Norden

Ob einem Kind ein Antibiotikum verschrieben wird oder nicht, ist in Deutschland auch vom Wohnort abhängig: Kinder im Nordosten Deutschlands erhalten doppelt so häufig Antibiotika wie Kinder in Süddeutschland. Das belegt der „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann Stiftung auf www.faktencheck-antibiotika.de...


Die Zahlen zeigen auch, dass Kindern insgesamt deutlich mehr Antibiotika verordnet werden als Erwachsenen. Bundesweit wird jedem zweiten Kind zwischen drei und sechs Jahren mindestens ein Antibiotikum pro Jahr verschrieben – deutlich mehr als Erwachsenen. Aber nicht immer ist dies sinnvoll und notwendig.

Der Überblick (Foto: Bertelsmann Stiftung) Der Überblick (Foto: Bertelsmann Stiftung)

Das Internetportal „Faktencheck Gesundheit“ zeigt medizinische Behandlungsgebiete auf, bei denen es große regionale Versorgungsunterschiede innerhalb Deutschlands gibt. Der heute veröffentlichte Faktencheck „Antibiotika-Verordnungen bei Kindern“ befasst sich mit der Verord­nungspraxis von Antibiotika für Kinder und Jugendliche. Auf einer interaktiven Deutschland-Karte ist abzule­sen, wie viel Prozent der jungen Patienten in jedem der 412 deutschen Stadt- und Landkreise im Jahr 2010 ein Antibiotikum verordnet bekommen haben. „Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kreisen sind riesig“, sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. „In einigen Landkreisen im Osten Mecklenburg-Vorpommerns erhielte die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren mindestens ein Mal ein Antibi­otikum vom Arzt verordnet. Das sind doppelt so viele wie beispielweise in bestimmten Landkrei­sen im südlichen Bayern.“ Grundlage der repräsentativen Untersuchung bildeten die Versi­cherten-Daten der BARMER GEK.

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersuchte Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpo­litik der Universität Bremen die möglichen Hintergründe, Ursachen und Folgen der Verord­nungspraxis. Besonders häufig werden danach Antibiotika bei akuter Mittel­ohrentzündung, fieb­riger Erkältung und Grippe eingesetzt. Da es sich hierbei aber meistens um Virusinfekte han­delt, helfen Antibiotika vielfach gar nicht, da sie nur gegen bakterielle Keime wirken. Werden sie zu häufig und unnötig eingenommen, besteht vielmehr die Gefahr, dass sie keine Wirkung mehr zeigen, wenn sie wirklich notwendig sind. Bereits jetzt stellen resistente bakterielle Erreger in Krankenhäusern ein großes Problem dar. Antibiotika sollten daher bei Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen nur gemäß den geltenden medizinischen Leitlinien verordnet wer­den.

Die Auswertung zeige auch, dass verschiedene Facharztgruppen sehr unterschiedlich ver­schreiben, bemerkt Stefan Etgeton: „Bei nicht eitrigen Mittelohrentzündungen, bei denen Antibi­otika laut Leitlinien nur in Ausnahmefällen angezeigt sind, verordneten 33 Prozent der Haus­ärzte Antibiotika, aber nur 17 Prozent der Kinderärzte und 9 Prozent der HNO-Ärzte. Bei Lun­genentzündung, wo die Verordnung von Antibiotika angezeigt ist, waren es 80 Prozent der Kin­derärzte, aber nur 66 Prozent der Hausärzte.“

Der „Faktencheck Gesundheit“ macht eine Reihe von Vorschlägen, wie die häufige Verordnung und Einnahme von Antibiotika eingedämmt werden kann. So sollten Allgemein-, Kinder- und HNO-Ärzte die medizinischen Leitlinien stärker berücksichtigen. Auch eine übergreifende Leitli­nie zum Antibiotika-Einsatz wäre zu erwägen. Patienten sollten verstärkt darüber aufgeklärt werden, wann Antibiotika tatsächlich sinnvoll sind und wann ihr Einsatz eher Risiken hervorruft. Hier geht der „Faktencheck Gesundheit“ mit gutem Beispiel voran: Auf der Internetseite bietet er Patiententipps und Infor­mationsmaterialien, etwa eine Elternbroschüre sowie eine Checkliste für den Arztbesuch mit einem Antibiotika-Pass.
Autor: nnz

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