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Do, 09:06 Uhr
30.10.2025
Wanderbericht von Wolfgang Lehmann

Wenn die Blätter fallen im Oktober

Draußen fallen die Blätter von den Bäumen. Damit einher fallen auch die Temperaturen. Trotzdem lässt die Wanderlust nicht nach. Gleich am 01. Oktober geht es hinaus in Richtung Groß Lohra...

Holzlok am Südharzer Dampflok Steig (Foto: Wolfgang Lehmann) Holzlok am Südharzer Dampflok Steig (Foto: Wolfgang Lehmann)


Unser Wanderfreund Hans Peter Wiedemann, der heute erstmals als Wanderführer fungiert, lenkt den Autokonvoi zunächst zur Pfeilerbasilika St. Gangloff in Münchenlohra. Dort bleiben sie bis zum Abschluss der Wanderung stehen. Wir werden von Vertretern des Fördervereins der Kirche empfangen und erhalten einen Einblick in die Geschichte dieser Basilika.

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Diese im romanischen Stil erbaute Kirche wurde um 1170 errichtet. Damit sind wir um ca. vier bis fünf Jahrhunderte vor der Zeit, in der die ältesten Kirchen in Sondershausen errichtet wurden. Im Laufe der Zeit erlebte auch diese Kirche mehrere Instandhaltungen und Umbauten. Im Chor befindet sich eine Orgel von Gottfried Knaut aus Bleicherode.

Der Organist ließ sie für uns erklingen. An der Decke des Altarraums hing ein großes rotes Kreuz. Dabei handelt es sich um ein Lichtobjekt aus der Ausstellung Lichtwege des Künstlers Hinse. Nun beginnen wir den Anstieg hoch zur Burg Lohra. Burg Lora ist eine einstmals große Burganlage im Westen der Hainleite. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in das erste Jahrtausend. Sie hat eine wechselvolle Geschichte und gehörte zunächst den Grafen von Lahre und im Laufe der Zeit mehreren Grafengeschlechtern. Kunstgeschichtlich sehr interessant ist die Doppelkapelle aus dem 12. Jahrhundert.

Nach einer Rast auf dem Burghof ging es wieder bergab nach Münchenlohra. Unser Wandertag am 08. Oktober stand ganz im Zeichen von Tradition. Wir treffen uns am Busbahnhof in Sondershausen und fahren mit einem Bus nach Wippra. Natürlich wird der Bus, auch schon traditionell, von Herrn Tietgen gefahren. Er setzt uns an der Bushaltestelle Pferdeköpfe, kurz vor Wippra ab und wir laufen entlang des Lutherweges zur Museums- und Traditionsbrauerei Wippra. Wir tangieren dabei die Kohlenstraße mit Nachbildung von Köhlerhütte und Meiler. Der Weg ist teilweise sehr schwierig, rutschig und von abgeknickten Bäumen versperrt. Aber alle Wanderer kamen gut am Ziel an. Wir werden von Herrn Gehring, dem Familienvorstand, herzlich empfangen. Die Traditionsbrauerei wird seit der Jahrtausendwende von der gesamten Familie betrieben. Er weihte uns in die Tradition des Bierbrauens in Wippra ein.

Am Ort wird seit 1480 Bier gebraut. Alte Ausrüstungen wurden übernommen und wieder in Betrieb gesetzt. Gleichzeitig wurde in eine neue Brauanlage investiert. Herr Gehring zeigte auch die Unterschiede des Bierbrauens nach alter handwerklicher Art zu den heutigen industriell hergestellten Bieren auf. Die Biere werden nach alten, überlieferten Rezepten hergestellt. Erste Bierverkostungen bestätigten seine Worte. Nach einem deftig und gut schmeckenden Schwarzbierbraten besichtigten wir die Brauanlagen. Wir sahen das historische Sudhaus. Hier werden die Rührwerke noch mit Transmission getrieben. In einem 500 Jahre alten Gewölbekeller werden die Biere gelagert. Hier stehen auch die Starter für das Bockbier. Diese haben einen Alkoholgehalt von 21 bzw. 42 Promille. Haben sie so etwas schon einmal gekostet? Wir schon, natürlich in minimalen Schlucken. Das Erlebte hat uns alle Anstrengungen des Anmarschweges vergessen lassen. Überall waren fröhliche Menschen. Wir bedanken uns bei Familie Gehring für dieses großartige Erlebnis. Bedanken möchten wir uns auch bei Herrn Titgen, der alle, natürlich mit einigen Flaschen guten Bieres im Gepäck, wieder wohlbehalten nach Sondershausen brachte. Prost!

Zur Wanderung in der Monatsmitte stand wieder einmal die Heimatkunde im Mittelpunkt. Wir besuchten die ehemaligen Mühlenstandorte im Stadtgebiet Sondershausens. Keine dieser Mühlen arbeitet heute noch. Von manchen sind nur noch Gebäudereste vorhanden. Unser Wanderführer machte uns mit der Entwicklung der Mühlen und ihre Bedeutung für den Menschen vertraut. In Sondershausen waren vorwiegend wassergetriebene Mühlen angesiedelt. Sie dienten z.B. zum Mahlen des Getreides, zum Betreiben von Sägewerken oder einer Schleifhütte.

Durch Sondershausen fließt im Norden die Wipper. Zum Betreiben der Mühlen zweigt kurz vor der Alten Mühle in Stockhausen die Mühlwipper ab. Diese mündet heute vor dem Restgebäude der Wippermühle. An der Wippermühle beginnt unsere Wanderung. Es ist eine der ältesten bekannten Mühlen in Sondershausen und wurde 1411 erstmals erwähnt. Zwischen Wippermühle und der Alten Mühle in Stockhausen wurde noch die Lohmühle betrieben. Alle drei einstigen Mühlen haben wir gesehen. Nach unserer Ankunft an der Alten Mühle in Stockhausen erfuhren wir, dass hier mehrere historisch bedeutsame Einrichtungen zu finden waren.


So hat hier im Mittelalter der Reichshof Stockhausen gelegen. Heute steht hier ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs. In den Jahren 1814 bis 1842 wurde in der Nähe der Mühle das fürstliche Günthersbad betrieben. Man hatte eine Schwefelquelle entdeckt. Die Alte Mühle wurde dann im Jahr 1850 erbaut. Gegenüber diesem Platz befindet sich der Töpfersberg. Wie der Name schon sagt, wurden hier einige Töpfereien betrieben. Bei Bauarbeiten wurden immer wieder Töpferöfen und Scherben gefunden. Wir gingen jetzt über den Bahnberg auf die Südseite Sondershausens, wo die Bebra fließt. Auch deren Wasser wurde zum Antrieb verschiedener Mühlen genutzt. Auf einem Stein der Einfassung der Margaretenquelle ist zu lesen:
„Weil ich bis zur Stadt kann dreizehn Mühlen treiben Findst du hier stark Getränk und kannst doch nüchtern bleiben“. Wir haben heute fünf dieser Mühlen besucht. Dabei haben wir im Westen mit der Pfortmühle begonnen und sind weiter zur Schleifhütte gegangen. Die Schleifhütte war hinter Bäumen und Sträuchern versteckt. Sie ist von der vorbeiführenden Talstraße aus, nicht zu sehen. Des Nachts spuken hier sicher Gespenster. Die Gebäude sind noch alle vorhanden, die Türen alle offen, die Fenster mit Brettern verschlossen und mit erheblichen Sanierungsbedarf. Von der Schleifhütte ging es weiter über den Elisabethplatz in Richtung Stadtzentrum.

Auf der Höhe der Florian-Geyer-Straße wurde einst der Bebra- Mühlgraben abgezweigt. Über diesen gelangte das Wasser zur Schlossmühle, Vorwerksmühle und Scherrmühle. Im Jahr 1928 wurde der Bebra- Mühlgraben wieder verfüllt. Angekommen an der Scherrmühle endete unsere Wanderung.
Am 22. Oktober wanderten wir durch die Rüdigsdorfer Schweiz. Auch heute war das Wetter trocken und angenehm. Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung war Petersdorf. Nach Durchquerung dieses kleinen Ortes im Nordhäuser Norden kamen wir zum Aussichtspunkt. Hier konnten wir von der Aussichtsplattform in alle Richtungen schauen. Nach einer Rast ging der Marsch weiter. Wir liefen durch die Gemeinde Harzungen. Am Ortsausgang gab es eine größere Pause, um auszuruhen und in Ruhe das mitgebrachte Frühstücksbrot zu essen und einen Schluck zu trinken. Dann ging es weiter in Richtung Neustadt. Wir kamen zum Südharzer Dampflok Steig. Auf dem Gipfel steht eine Holzdampflok mit Hänger. Träume der Kindheit wurden wieder wach, der Pfiff des Schaffners, das Fauchen der Damplok und der typische Geruch von Dampf und Rus. Ein Stück davon entfernt stießen wir auf den Neustädter Galgenberg und die Wetterfahne. Dann ging es wieder zurück in Richtung Petersdorf. Die Strecke hatte alles zu bieten: bergauf, bergab geradeaus, trockene Erde, Gras und Matsch. Am Ende waren jedoch alle einig, dass wir wieder eine schöne Zeit miteinander verbracht haben.
Die letzte Wanderung im Oktober fand am 29.10. statt und führte uns in den Mühlhäuser Stadtwald, ein schöner gepflegter Wald mit vielen großen Bäumen und zahlreichen Infotafeln. Auch hier stießen wir auf grausame Spuren der NS-Zeit. Seit 1942 mussten hier tausende von Frauen, Jüdinnen und Zwangsarbeiterinnen aus ganz Europa im Rüstungsbetrieb „Gerätebau“ Zwangsarbeit leisten. Die Wege der jüdischen Frauen endeten im März 1945 im KZ Bergen-Belsen. Später standen wir vor echten Baumriesen.

Oberförster Brehm pflanzte im Jahr 1884 eine Gruppe von Mammutbäumen. Diese sind heute etwa 45 Meter hoch und haben einen Umfang von ca. 4,5 Metern. Es bedurfte fünf Männer, um diese Riesen mit den Händen zu umspannen. Später standen wir vor einer 400 Jahre alten Hainbuche. Sie ist 18 Meter hoch und hat einen Umfang von 3,8 Metern. Auch hervorragende Weihnachtsbäume wachsen hier. Sie sind aber nicht für die Stube gedacht. Unser Marsch durch den Wald endete am Bratwurstmuseum. Wer Lust und Laune hatte konnte sich dieses ansehen und eine der Thüringer Spezialität verspeisen.
Wolfgang Lehmann-Hainleite-Wanderverein





Aussichtsturm: Oktoberwanderung mit Wolfgang Lehmann durch Thüringen (Foto: Wolfgang Lehmann)
Doppelkapelle: Oktoberwanderung mit Wolfgang Lehmann (Foto: Wolfgang Lehmann)
Oktoberwanderung mit Wolfgang Lehmann (Foto: Wolfgang Lehmann)
Oktoberwanderung mit Wolfgang Lehmann (Foto: Wolfgang Lehmann)
Sudkessel: Oktoberwanderung mit Wolfgang Lehmann (Foto: Wolfgang Lehmann)
Autor: emw

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